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Ausgabe März/April 2009

Aus dem Inhalt der aktuellen Ausgabe

Titelbild
Unser Titelbild stammt aus dem Zyklus Hidden
Images von Wolf Werdigie ";Ein Traum von gestern"
ist während eines Workshops über Träume entstand
100 x 100 cm, Öl auf Leinwand, 2001

Nur eine Panne?

Natürlich ist der Papst kein Antisemit. Wer ihm das in der Affäre um die Rehabilitation des rechtskonservativen britischen Bischofs und Holocaust- Leugners Richard Williamson unterstellen wollte, hatte andere Motive als die Sorge um ein gedeihliches Zusammenleben zwischen katholischer Kirche und Judentum. Aber den Papst in dieser Frage überhaupt in Schutz nehmen zu müssen, ist besorgniserregend genug. Mittlerweile hat das Kirchenoberhaupt die Konsequenzen aus der weltweiten Empörung über die Aufhebung der Exkommunikation für  das Mitglied der Piusbruderschaft Williamson gezogen und öffentlich Fehler zugegeben. Die vatikanische Krisenkommunikation bemühte sich den Sprengsatz in den katholisch-jüdischen Beziehungen zu entschärfen und mit einer bis jetzt nicht gekannten Strategie der Offenheit den Kritikern in den eigenen Reihen, vor allem aber unter den Juden, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Alles sei lediglich ein Kommunikationsproblem gewesen: Man habe die Bedeutung des Internets zum schnellen Updating des eigenen Informationsstandes unterschätzt und „nur ungenügend erläutert", warum die Exkommunikation der vier abtrünnigen, die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ignorierenden, Bischöfe zurückgenommen worden sei. Der Papst bedauerte die durch diese „Pannen“ innerhalb der römischen Kurie entstandene Irritation, die „den Frieden zwischen Christen und Juden wie auch den Frieden in der Kirche für einen Augenblick gestört hat“. Eine Delegation des israelischen Großrabbinats trat daraufhin zur schon abgesagten Visite im Vatikan an und dankte Benedikt XVI. für die „klare Stellungnahme gegen die Leugnung des Holocaust“. Und der Papst wiederum erinnert im Vorfeld seiner kommenden Israel-Reise an das „reiche spirituelle Erbe“, das Judentum und Christentum verbindet, worauf das einschlägige Konzilsdekret „Nostra Aetate“ bereits vor einem halben Jahrhundert aufmerksam machte.

All dies zeigt: Das Selbstverständliche ist eben keineswegs selbstverständlich und selbst der Austausch ökumenischer Höflichkeiten zwischen Kirche und Judentum ist ein permanent gefährdetes Unterfangen. Die Williamson-Affäre macht einmal mehr deutlich: Nicht um Fehler im vatikanischen Kommunikationsmanagement geht es primär, sondern um eine nach wie vor tiefgehende Beziehungskrise zwischen Kirche und Judentum. Zwei Generationen nach Auschwitz ist die katholische Kirche immer noch weit davon entfernt, sich um jenes notwendige enge, familiäre Verhältnis zur jüdischen Religion zu bemühen, das  Johannes Paul II. stets betonte. So forderte der polnische Papst vor der jüdischen Gemeinde in Wien 1988: „Der Prozess der vollen Versöhnung zwischen Juden und Christen muss auf allen Ebenen der Beziehungen zwischen unseren Gemeinschaften mit aller Kraft weitergeführt werden.“ Was ist aus dieser programmatischen Einsicht geworden? Welches Zeugnis gibt die Kirche für diesen Versöhnungswillen, außer ein missionarisches Zeugnis?

Aber das hat wiederum mit Versöhnung nichts zu tun, weil es keine Versöhnung um den Preis der Aufgabe der Identität des anderen geben kann.

Wo also sind die sichtbaren kirchlichen Zeichen und Zeugnisse für die christliche Solidarität mit dem Volk Israel? Wo blieb und bleibt etwa der Protest der Kirche gegen den anhaltenden Raketenbeschuss Israels durch die Hamas? Wie konnte es passieren, dass ausgerechnet der vatikanische Beauftragte für Menschenrechte in seiner Kritik an Israels Militäroperation gegen den islamistischen Terror der Hamas den Gaza-Streifen mit einem „großen KZ“ verglich? Wo blieb und bleibt die mahnende Stimme des Papstes gegen die atomare Aufrüstung des Iran?

Der Papst kommt nach Israel, um für „Einheit und Frieden“ zu beten und „den Dialog der Kirche mit den Juden zu vertiefen“. Müsste die propagierte Einsicht in das reiche spirituelle Erbe, das Judentum und Christentum miteinander verbindet, nicht auch zu einer radikalen Neubestimmung des immer noch von antijüdischen Ressentiments durchsetzten christlichen Selbstverständnisses führen? Vor dem Hintergrund christlicher Schuld und Mitschuld am Genozid des europäischen Judentums steht das europäische Christentum in besonderem Maße in bleibender Verantwortung für das Volk Israel. Diese Verantwortung gilt es öffentlich erkennbar wahrzunehmen. Vatikanische Reisediplomatie und ein neues Kommunikationsmanagement in Rom reichen dazu  freilich nicht aus … Maximilian Gottschlich

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Ein Mann, ein Wort

Lucian O. Meysels über den tschechischen Außenminister Karl Schwarzenberg

Hoch klingt das Lied vom braven Mann“ schrieb der romantische deutsche Dichter Gottfried August Bürger.  „Kol hakavod“ ist in Israel das höchste Lob für einen Politiker. „Chapot“ sagen die Franzosen lakonisch, und bei den Briten ist jeder Parlamentarier  „an honorable man“.

Schwarzenberg

Der Staatsmann, dem in Zusammenhang mit der Nahostkrise derartige Lobesbezeugungen gebühren, ist der tschechische Außenminister und amtierende Vorsitzende des Außenministerrates Karl (Fürst von) Schwarzenberg. Als einziger in den Reihen der Brüsseler Beschwichtigungshofräte, die sich eher mit der geistigen Haltung von Neville Chamberlain als Winston Churchill verbunden fühlen, hat Schwarzenberg für die Haltung Israels im Gaza-Konflikt Verständnis aufgebracht. Leider konnte er nicht einmal seine tschechischen Regierungskollegen mit diesen Argumenten überzeugen. Postwendend hieß es aus dem Hradschin,  „die  Haltung Tschechiens ist mit jener des  EU-Ministerrates identisch“.
Der Außenminister ließ sich jedoch nicht unterkriegen. Bei der letzten Tagung des EU-Außenministergremiums zur Nahostkrise drückte er einen Absatz durch, in dem Israels Recht auf Selbstverteidigung ausdrücklich betont wurde. Nicht viel also, aber immerhin ein Hauch von Sympathie mit den gescholtenen Israelis.

Kenner der österreichischen und tschechischen Geschichte konnte indessen die Haltung eines Mitglieds des Adelgeschlecht (mit böhmischen und fränkischen Wurzeln) nicht wirklich überraschen. Die Schwarzenberger waren schon immer ein Bollwerk der Donaumonarchie. Einer von ihnen, Fürst Karl, war Oberbefehlshaber der antinapoleonischen Heere in der Völkerschlacht von Leipzig. Mehr als ein Jahrhundert später, nach dem Anschluss von l938, als Juden der Eintritt in alle öffentlichen Parks von Wien verboten war, hielt Fürst Heinrich von Schwarzenberg die Tore seiner  monumentalen  Gartenanlagen für die Verfemten offen – solange es noch Juden auf freiem Fuß in der nunmehrigen  „Gauhauptstadt“ gab. Und in den Räumlichkeiten des Schlosses  gab es keine Auftritte der Größen des neuen Regimes. Nach Kriegsende stand das Haus Schwarzenberg vor schwierigen Problemen. Das kommunistische Regime in Prag verbannte 1947 die Mitglieder der Familie aus der Tschechoslowakei und enteignete deren Güter, obwohl sich die Angehörigen des Hauses in der Zwischenkriegszeit immer zur  tschechischen Nation bekannt hatten.

Eine kleine Geschichte, die mir mein journalistischer Mentor Milan Dubrovic, damals Herausgeber der  „Wochenpresse“, erzählte, mag diese Haltung bestätigen: Dubrovic ging einmal die Feststiege  des Kunsthistorischen  Museums hinauf, hinter zwei Herren, die sich in tschechischer Sprache (damals in Wien selten zu hören) unterhielten. Es stellte  sich heraus, dass es sich bei dem Paar um den Fürsten Heinrich und dem Prinzen Karl, den heutigen Außenminister, handelte.

Neben der Diskriminierung in Böhmen plagte die Schwarzenberger auch ein  „dynas-tisches“ Problem. Das fürstliche Haus war in zwei Linien gespalten: die erste unter dem bereits erwähnten Fürsten Heinrich, die zweite unter Prinzen Josef. Beide hatten keine männlichen Nachfolger. Um also Komplikationen beim Aussterben der männlichen Linie zu vermeiden, beschlossen die beiden Adeligen, den jungen Prinzen Karl, aus einer Nebenlinie, zum  „Erbprinzen“ zu bestimmen.

Diese Regelung sollte sich bewähren. Nach dem Tod Heinrichs wurde Josef Schwarzenberg problemlos Oberhaupt des Hauses. Und nach dessen Ableben avancierte Karl zu seiner gegenwärtigen Position.

Von Ämtern und Würden in der Tschechoslowakei (von der sich nach der  „Wende“ die Slowakei trennte) war damals natürlich nicht die Rede. Aber in seiner Wiener Residenz wurde der neue Chef der liberalen Tradition seiner Vorgänger gerecht. Das traf in gesteigertem Maß auf seine Einstellung zu jüdischen Belangen zu. Er unterstützte die  „Freunde der hebräischen Universität“, um nur ein Beispiel zu nennen. Von politischer Bedeutung hingegen war Karl Schwarzenbergs Hilfe beim Launching der Magazine „Trend“ und  „Profil“. In Österreich war Schwarzenberg nur hinter den Kulissen politisch tätig. Das änderte sich jedoch geradezu dramatisch mit der Wende in seiner alten böhmischen Heimat. Die  erste Initiative kam vom ehemigen tschechischen Dissidenten Vaclav Havel, der im Juli 1990 das Amt des tschechischen Präsidenten übernahm und Schwarzenberg zu seinem  „Kanzler“ (entspricht dem Amt eines Stabchefs) ernannte, ein Amt, das der  „Heimkehrer“ zwei Jahre lang innehatte. Im November 2004 wurde er vom Prager Wahlkreis 6 in den Senat gewählt.

Der große Karrieresprung erfolgte im Jänner 2007, als ihn Präsident Vaclav Klaus – nach längerem Zögern wegen der Verbundenheit Schwarzenbergs mit Österreich – zum Außenminister ernannte. Und mit Tschechiens Übernahme des Vorsitzes in der Europäischen Union im heurigen Jahr weltpolitische Bedeutung erhielt.

Unmittelbarer Nutznießer dieses Karrieresprungs war auch Israel, das erstmals in Europa nicht alleine dastand. Das Amt des Vorsitzenden im Rat der Europäischen Union wird Schwarzenberg – leider – Ende Juni abgeben müssen. Einen Fürsprecher auf
dem Hradschin wird Israel hoffentlich weiter behalten.

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Die Zeichen stehen auf Sturm

Gil Yaron über die gespannten Beziehungen zwischen Israel und der Türkei

Er sprach Israels Recht auf einen Sitz in den Vereinten Nationen ab, prophezeit Israels Untergang, weil Allah diejenigen strafe, die die Rechte Unschuldiger verletzen, und bezichtigte in einer Rede im türkischen Parlament eine internationale jüdische Medienlobby, falsche Berichte über den Krieg im Gazastreifen verbreitet zu haben, „um Angriffe auf Schulen, Moscheen und Krankenhäuser zu rechtfertigen“. Unter der Herrschaft von Premierminister Recep Tayyib Erdogan sind die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei auf einem historischen Tiefpunkt angelangt. „Seit dem Krieg im Gazastreifen stecken die bilateralen Beziehungen in einer tiefen Krise“, sagt Alon Liel, ehemaliger Botschafter Israels in Ankara.

Selbst dem internationalen Diplomatenliebling, Staatspräsident Shimon Peres, blieb Erdogans Zorn nicht erspart. Im Januar stampfte dieser in Davos wütend aus einer Gesprächsrunde, in der Peres Israel gegen seine Tiraden verteidigt hatte. Das trug ihm prompt das Lob von Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad ein, der ihn für einen Friedensnobelpreis vorschlug. Doch in Jerusalem protestiert man kaum, auch wenn man sich hinter vorgehaltener Hand darüber empört, dass „Erdogan nicht ein einziges Wort der Kritik für den Raketenbeschuss der Hamas gefunden hat“, so eine Quelle im Außenministerium. Zu heikel und zu bedeutend sind die Beziehungen zum Staat, den man trotz Erdogans Ausbrüchen noch immer als wichtigsten strategischen Verbündeten im Nahen Osten betrachtet.

Die Beziehungen können auf eine lange Geschichte zurückblicken. Gern erinnert man in Ankara daran, dass das Osmanische Reich jüdische Flüchtlinge der spanischen Inquisition aufnahm. Bis heute leben etwa 23.000 Juden in der Türkei. Die Türkei war 1949 der erste Staat mit einer muslimischen Mehrheit, der Israel anerkannte. Handfeste Interessen verbinden die zwei einzigen säkularen, nichtarabischen Demokratien im Nahen Osten. Die Türkei bietet dem Zwergstaat Israel strategische Tiefe, israelische Kampfpiloten nutzen die dünn besiedelte Osttürkei, um den Tiefflug zu proben. Die türkische Armee ihrerseits rüstet sich gern mit israelischem Know-how. Diplomatisch gibt Israel den Türken in der EU und in Washington Rückendeckung, während Ankara traditionell gegenüber arabischen und muslimischen Staaten eine mäßigende Vermittlerrolle eingenommen hat. So konnten türkische Beobachter 2008 die Diskussion um Bauarbeiten in der Nähe der Al Aqsa Moschee beruhigen, Erdogan vermittelte in indirekten Friedensverhandlungen zwischen Israel, Syrien und der Hisbollah. Schließlich lag das Handelsvolumen im vergangenen Jahr bei etwa 4 Milliarden US$, mit mehr als 500.000 Israelis, die die Hotels an der türkischen Mittelmeerküste füllen.

Doch seit der Machtübernahme der islamistischen „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“ AKP im Jahr 2002 vollzieht sich in den engen Beziehungen ein bedenklicher Wandel. Die Stimmung in der Türkei hat sich verändert. Während des Krieges im Gazastreifen vor zwei Monaten kam es zu Massenkundgebungen, in denen man zwischen Israel und Juden nicht unterschied. „Zugang für Hunde, aber nicht für Juden und Armenier“, stand auf einem Banner geschrieben. Flugblätter riefen zum Boykott jüdischer Geschäfte auf, Gemeindemitglieder tauchten aus Angst vor Gewalt in den Untergrund ab. „Polizei, bring uns die Juden zum Schlachten“, riefen muslimische Zuschauer während des Spiels eines israelischen Volleyballteams. Eine israelische Bank wurde angegriffen. Das Erziehungsministerium befahl am 13. Januar 16 Millionen türkischen Schülern, eine Gedenkminute einzuhalten. Dies ist ein beispielloser Schritt, der sonst nur dem Gedenktag für den Staatsgründer Kemal Atatürk vorbehalten blieb. Selbst nach dem schweren Erdbeben im Jahr 1999, bei dem mehr als 17000 Türken starben, gab es in den Schulen keine öffentlich verordnete Gedenkminute für die Opfer.

„Die AKP sieht in der islamistischen Hamas eine Schwesterpartei“, auch wenn man sich offiziell vom Terrorismus distanziere, sagt Liel. Erdogan war einer der ersten, der Hamasführer Khaled Maschal nach dem Wahlsieg der Hamas im Jahr 2005 als Staatsgast empfing und damit die westliche Politik einer Isolation der Extremisten unterlief. „Im Gegensatz zu den Beziehungen in den neunziger Jahren, in denen die Türkei nur ihre eigenen Interessen verfolgte, macht Erdogan die bilateralen Beziehungen vom Fortschritt im Friedensprozess abhängig“, sagt Liel.

Doch hinter der Israel-feindlichen Haltung Erdogans könnte mehr als nur sein islamistisches Weltbild stehen. Viele Beobachter glauben, dass Erdogan mit seinen verbalen Angriffen auf Israel gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Zum einen bedient er eine extremistische Klientel, die wegen seiner innenpolitisch pragmatischen Vorgehensweise zunehmend unzufrieden ist. So brachte er im Zusammenhang mit Israel religiöse Sprachelemente in seine Reden ein, bisher in der Türkei ein Tabu. Zum anderen nutzt er Israel als Front im Kampf gegen die säkularen Eliten im Land, allen voran die hohen Beamten und die Armeeführung. Für die kemalistische Elite sind die Kontakte zum Judenstaat und zu den USA ein Eckpfeiler ihrer pro-westlichen Strategie. Mit seinen Angriffen auf Israel kann Erdogan Liberale hinter sich sammeln und die Elite treffen, ohne die Gefahr einer direkten Konfrontation einzugehen.
Auf beiden Seiten ist man bemüht zu kitten, was Erdogan zerbricht. Außenminister Ali Babacan betonte, die bilateralen Beziehungen seien von „strategischer Natur“. Die Freundschaft mit der Türkei „ist uns wichtig und wir wollen sie beschützen“, pflichtete der Sprecher des israelischen Außenministeriums Yigal Palmor bei. Quellen im Amt sprechen sogar von einem möglichen Besuch des türkischen Präsidenten. Doch vorerst stehen die Zeichen auf Sturm. Im Januar sank die Zahl der israelischen Touristen in der Türkei um 70% und bescherte den Hotels eine Krise. Erdogans Aussage, er sei über den Ausgang der israelischen Wahlen „betrübt“, wird eine Annäherung weiter erschweren. Längst sagen Quellen im Außenministerium, die Türkei könne nicht mehr die begehrte Vermittlerrolle ausüben. Das schadet Erdogans Ansehen erheblich.

Ein Prüfstein werden Diskussionen im US-Kongress im Mai werden, in denen erneut der türkische Völkermord an den Armeniern im Ersten Weltkrieg besprochen werden soll. Bisher hatten jüdische Organisationen im Hinblick auf die prekären israelisch-türkischen Beziehungen hier für Rücksicht für Ankaras Empfindlichkeiten plädiert, doch nun tönen Stimmen aus Washington, die fordern, Erdogan mit Hilfe des Kongresses eine Lektion zu erteilen. Eine rechte, beleidigte Regierung in Jerusalem könnte dieser Haltung zustimmen und die nächste Krise heraufbeschwören.

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Von Peggy Guggenheim bis Ingvild Goetz

Ein Bildband über die Leidenschaft der Sammlerinnen

Wenn über Kunstsammlerinnen gesprochen wird, fällt in erster Linie der Name Peggy Guggenheim. Als nächstes taucht vermutlich der Name Gertrude Stein auf. Die Schriftstellerin folgte nach mehreren gemeinsamen Europareisen 1903 ihrem Bruder Leo Stein nach Paris. Der Sammler von Cézannes, Matisses, Renoirs und Picassos war aber vor allem Leo Stein, der nicht nur aufgrund seiner Kunstkenntnis und -kontakte die entscheidenden Ankäufe anregte, sondern auch in dem seit 1905 veranstalteten samstäglichen Salon die Rolle des Kunstvermittlers übernahm. Dennoch kann die Frau der kubistischen bzw. abstrakten Sprache als große Mäzenin Picassos gesehen werden.

 

Buchcover

Je privatisierter die Kultur eines Landes war, desto größer sind die Möglichkeiten für Frauen gewesen, Kunst zu sammeln. Je stärker die staatliche und städtische Institutionalisierung von Kunstmuseen war, umso schwieriger war es für Frauen, im Rahmen eines solchermaßen von männlichen Eliten dominierten Kunstbetriebs als Sammlerinnen eigenständig öffentlich wirksam zu werden. Eine besondere Bedeutung kommt diesbezüglich den Salons zu – als halböffentliche Räume, in denen Frauen agierten.

Bis heute beschäftigt Peggy Guggenheim die Welt, sowohl ihre Person, ihr exzentrisches Leben, als auch ihre Kunstsammlung. Ihre Sammlung umfasst Werke der klassischen Moderne, des Surrealismus, der Pittura Metafisica, des Dadaismus, des Suprematismus, der De Stijl-Bewegung, des Futurismus, des Orphismus, des Abstrakten Expressionismus und der italienischen Nachkriegskunst.

Peggy Guggenheim ist nicht die einzige Frau, die Kunst gesammelt hat und sammelt. Die Publikation „Kunstsammlerinnen. Peggy Guggenheim bis Ingvild Goetz“, die auf eine Tagung im November 2004 im Neuen Museum Weserburg Bremen zurückgeht, beschreibt 15 Sammlerinnen, die im europäisch-amerikanischen Kulturraum im letzten Jahrhundert agierten bzw. bis in die Gegenwart hinein sammeln. Es handelt sich, laut dem im Reimer Verlag veröffentlichten Tagungsband, um eine kulturhistorische Analyse der jeweiligen öffentlichkeitswirksamen Sammlungsstrategien im Kontext unterschiedlicher regionaler, nationaler, aber auch international vernetzter Kunst- und Kulturlandschaften. Petra M. Springer

Gekürzte Fassung des Artikels in der gedruckten Ausgabe der INW- Frühlingsnummer 2009
Dorothee Wimmer/Christina Feilchenfeldt/Stephanie Tasch (Hg.): Kunstsammlerinnen. Peggy Guggenheim bis Ingvild Goetz. Dietrich Reimer, 2008, 284 S. € 40,10.

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Stop the Bomb

Eine kurze Bilanz

STOP THE BOMB will die Bedrohung, die vom iranischen Nuklearwaffenprogramm ausgeht, bewusst machen und über den Charakter des iranischen Regimes aufklären. Das überparteiliche Bündnis mit Aktivisten und Aktivistinnen aus dem Umfeld der SPÖ, der ÖVP und der Grünen, aus exiliranischen Organisationen, antifaschistischen Gruppen, der jüdischen Gemeinde, der Homosexuellenbewegung und der katholischen Jugendbewegung fordert die Verhängung von konsequenten wirtschaftlichen und politischen Sanktionen gegen das iranische Regime, lehnt einen „kritischen Dialog” mit dem Regime ab und fordert statt dessen die Unterstützung der säkularen, rechtsstaatlich-demokratischen Opposition im Iran und im Exil.

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Seit Dezember 2007 hat STOP THE BOMB knapp 5000 Unterschriften für seine Online-Petition gegen die geplanten Milliarden-Geschäfte der OMV mit dem iranischen Regime gesammelt. Mit einer internationalen Iran-Konferenz im Mai 2008 an der Universität Wien, Protesten bei der OMV-Hauptversammlung, den Aktionen gegen den Wien-Besuch des iranischen Ex-Präsidenten Chatami und zahlreichen Vortragsveranstaltungen hat STOP THE BOMB Beachtung in den nationalen und internationalen Medien gefunden. In Österreich wurde eine Diskussion über den menschenverachtenden Charakter des iranischen Regimes, die Bedrohung Israels und des Westens durch das iranische Atomprogramm und über mögliche Maßnahmen gegen die Diktatur der Mullahs in Teheran initiiert.

Dem Ziel, die österreichische und europäische Politik zur Verhängung von wirksamen und umfassenden Sanktionen zu bewegen und die OMV zum Abbruch der Verhandlungen über ihren Milliardendeal mit dem iranischen Regime zu drängen, sind wir ein gutes Stück näher gekommen. Mittlerweile existieren STOP THE BOMB-Initiativen auch in Deutschland, Frankreich und Tschechien und es gibt eine Kooperation mit Gruppen in zahlreichen weiteren europäischen Ländern. Die OMV hat trotz Drängens aus Teheran immer noch keinen Vertrag mit dem Regime unterzeichnet, was insofern eine Vorbildwirkung für andere Firmen hat, als auch sie sich mit neuen Investitionen im Iran zumindest zurückhalten. Die österreichische Bundesregierung ist von ihrer anfänglich vorbehaltlosen Unterstützung des OMV-Geschäfts abgerückt. Weder die Geschäfte der österreichischen Wirtschaft mit dem Iran noch die Kooperation auf politischer Ebene bleibt heute unwidersprochen.

Damit das auch so bleibt, benötigt STOP THE BOMB vor allem finanzielle Unterstützung. Das Bündnis will seine erfolgreiche Arbeit auch in der Zukunft fortsetzen und freut sich über Zuwendungen jeglicher Art.
Erste Bank, Zahlungszweck: Stop the Bomb, Empfänger: Liga für Aufklärung und Freiheit. Konto-Nr.: 28939040700, BLZ: 20111
Für Überweisungen aus dem europäischen Ausland: IBAN: AT752011128939040700, BIC: GIBAATWW
Informationen zur Arbeit des Bündnisses finden Sie auf der Websit von Stop the Bomb.

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Letzte Änderung: 04.08.2012
Webmeisterin+Redaktion: Mag. Ditta Rudle
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