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AUS DEM INHALT DER AUSGABE, Nr. 8, 9 / 2000

Ehrung für Simon Wiesenthal

Die höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten erhielt Ing. Simon Wiesenthal für seine unentwegten Bemühungen die Naziverbrechen in Erinnerung zu halten und die daran beteiligten Naziverbrecher vor Gericht zu stellen. Sein Eintreten motivierte viele Menschen, gegen Rassismus und Intoleranz anzukämpfen. Seine Bemühungen, neuen Generationen die Ideale des Humanismus näherzubringen und die grauenvollen Konsequenzen des Schweigens vor Augen zu führen, verdienen tiefe Dankbarkeit, heißt es in der Begründung des Weißen Hauses für die hohe Ehrung.

Auszug aus einem Interview, geführt von Joanna Nittenberg am Tag der Überreichung.

INW: Herzlichen Glückwunsch. Wie fühlen Sie sich angesichts dieser Ehrung?

Wiesenthal: Ich habe die Presidential Medal of Freedom erhalten Ursprünglich sollte mir diese Auszeichnung direkt von Präsident Clinton übergeben werden. Alles war vorbereitet für den großen Tag mein Enkel aus Israel sollte mich begleiten aber leider hatte ich einen Unfall in meiner Wohnung - laut Statistik ereignen sich die meisten Vorfälle zu Hause. Das weiße Haus stellte mir eine Telefonleitung zur Verfügung so dass ich teilweise der Zeremonie folgen konnte und man sandte mir auch einen Sonderapplaus durchs Telefon. Gerade heute habe ich diese Medaille mit Kurier erhalten.

INW: Wie sehen Sie heute die Entwicklung rechtsradikaler Elemente, nicht nur in Deutschland sondern auch europaweit?

Wiesenthal: Auf Grund meiner Jahrzehnten langen Erfahrung ist die Arbeitslosigkeit junger Menschen eine der Hauptursachen für diese verhängnisvolle Entwicklung. In zahlreichen Gesprächen habe ich folgende Idee versucht zu propagieren - Eltern deren Kinder arbeitslos sind sollten Selbsthilfegruppen oder Vereine bilden, um Arbeitsplätze für die Jugendlichen zu finden. Auch die "Skin Heads" sind vor allem Jugendliche. Bestrafung ist wichtig aber nicht das Allheilmittel.

INW: In Österreich ist die Situation besser, woran liegt das?

Wiesenthal: Österreich hat Gott sei Dank früh genug das Verbotsgesetz gemacht und hat es dann noch erhöht mit den Strafen, dadurch haben wir nicht so viele Vorfälle. Es gab junge Leute ,die bis zu 15 Jahren Gefängnis für neonazistische Betätigung erhalten haben, der Oberste Gerichtshof hat sie dann auf acht Jahre heruntergesetzt; aber das prägt das Leben dieser Menschen. Durch die relativ hohen Strafen werden auch die Eltern mehr gefordert, ihre Kinder besser im Auge zu behalten.

INW: Sie plädieren also für höhere Strafen?

Wiesenthal: Unbedingt

INW: Wie beurteilen Sie jetzt die Entschädigung für Zwangsarbeiter

Wiesenthal: Es werden sehr wenige Juden dabei sein. Die große Zwangsarbeit für Juden in den KZ Lagern haben diese nicht überlebt. Ich schätze, es gab ca. 15 000 die überlebt haben. Ihre Kinder und Enkel hätten jetzt Ansprüche. Das Maximum sind 15 000 Mark, etwa 100 000 Schilling. Ich habe bei der Ostbahn in Lemberg, das war eine Gründung der Reichsbahn zweieinhalb Jahre gearbeitet. Im besten Falle würde ich 100 000 Schilling erhalten für 30 Monate Zwangsarbeit unter schrecklichsten Bedingungen. Ich suche Freunde, die mit mir damals gearbeitet haben, es ist unmöglich.

INW: Wie sehen Sie die Problematik der Rückgabe arisierten Vermögens?

Wiesenthal: Die die überlebt haben und etwas besessen haben, die sind nach Wien gekommen. Denn in der österreichischen Provinz haben nur wenige überlebt. Manchmal haben sie sich mit dem Ariseur geeinigt - so wie die Frau für das Bärental 5000 Dollar erhalten hat und bei anderen gab es Prozesse bis ins Unendliche. Teilweise weil es bereits andere Besitzer waren, teilweise weil es keine Papiere gab. Die jetzige Regierung hat nun beschlossen, diese für österreich sehr peinlichen Situation zu bereinigen.

INW: Sehen Sie infolge dieser Diskussionen ein Ansteigen des Antisemitismus in Österreich?

Wiesenthal: Alle die Debatten aus denen hervorgeht, dass Juden etwas bekommen sollten, führen zu einem Antisemitismus, man stellt sich nicht die Frage ob Juden etwas verloren haben. Für die Leute ist maßgebend, sie bekommen etwas. Diesbezüglich ist die Situation in Deutschland viel besser.

INW: Wir danken für das Gespräch

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Letzte Änderung: 03.01.2012
Webmeisterin+Redaktion: Mag. Ditta Rudle
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