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AUS DEM INHALT DER AUSGABE Nr.2, 3 / 2001


SCHLUSSSTRICH

Den Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet das Thema Restitutionen. Nach langen mühsamen Verhandlungen kam es zu einer Einigung, die von fast allen Beteiligten als Kompromiss und unzureichend empfunden wurde Freilich liegt es im Wesen eines Kompromisses, dass keine Seite wirklich zufrieden ist . Sechsundfünfzig Jahre nach Kriegsende ist es eben schon reichlich spät, und viele der damaligen Überlebenden sind inzwischen gestorben. Sie können nicht einmal diese späte, kleine Geste in Empfang nehmen. Auf das Eingeständnis der evidente Mitschuld zahlreicher Österreicher durch eine österreichische Regierung mußten die Opfer bis in die neunziger Jahre warten. Seither sind schon wieder fast zehn Jahre vergangen. Daher drängt die Zeit und es wäre zu wünschen, dass die Beträge bald an die Betroffenen ausbezahlt werden. Natürlich kann das Grauen der Shoa mit keiner Geldsumme aufgewogen werden. Die Auswirkungen der Katastrophe werden noch Generationen prägen, und sie wirken über die Jahrzehnte.

Die These, endlich müsse ein Schlußstrich unter die Vergangenheit gezogen werden, erweist sich seit über fünfzig Jahren als nicht haltbar. Im Gegenteil: Die zweite und teilweise schon die dritte Generation bringt dieses Thema immer wieder zur Diskussion. Und dies keineswegs nur in Österreich. Die Debatten erstrecken sich über die ganze Welt, wie es die zahlreichen Publikationen beweisen. Umso unverständlicher wirkt da die Haltung Österreichs. Unzählig sind die verbalen Entgleisungen des derzeitigen einfachen Parteimitgliedes (aber immerhin Kärntner Landeshauptmannes) Jörg Haider – von der ordentlichen Beschäftigungspolitik im Dritten Reich bis zu seiner enthusiastischen Rede in Krumpendorf, wo er ehemaligen SS ler seine Anerkennung zollte. Seine letzten Äußerungen am Aschermittwoch beweisen, daß es immer noch Steigerungen gibt. Das Wortspiel, dass ihm "scherzhaft" einfiel – "Der Herr Muzicant :I versteh überhaupt net,wia aana, der Ariel haaßt, so vü Dreck am Steckn haben kann" – erntete frenetischen Applaus von den Anwesenden. Sensiblere Naturen erinnerte diese Diktion mehr an höhnische Goebbelszitate.

Entsetzt stellt man fest, dass Reizschwelle und Empfindlichkeit immer tiefer sinkt und die Toleranzgrenze immer höher steigt. Erschreckend, dass das offizielle Österreich – sprich: Die Regierung – spät und nur halbherzig reagierte. Zahlreiche Regierungsmitglieder verweigerten eine Stellungnahme. Wo gab es den Aufschrei der Empörung gegen solch eindeutig antisemitische und rassistische Grundhaltung? Nur die Opposition erhob ihre Stimme lautstark und ablehnend. Aber als gelernter Österreicher weiß man, dass auch unter den SPÖ Regierungen die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht wirklich ernsthaft betrieben wurde. Das Buhlen um die Nazi-Stimmen nach dem Krieg trägt bis heute seine Früchte. Vertan wurde auch die Chance durch Bildung in den Schulen eine Immunisierung gegen undemokratische und populistische Ideen erreichen. Spätestens nach seiner Krumpendorfrede hätte Haider das politische Parkett verlassen müssen – eine politische Ächtung wäre die einzig mögliche Antwort auf eine derartige Attacke gegen den Grundkonsens der Demokratie. Kann es sein, dass dieser Grundkonsens gar nicht existiert und man mit fremdenfeindlicher und rassistischer Aussagen auf Stimmenfang geht und diese Diffamierungen als "normale" Instrumente der Politik benutzt?

Hier sollte endlich ein Schlußstrich gezogen werden. Wenn Haider seinen Gegner jetzt "Humorlosigkeit" vorwirft, so muss man wohl einwenden: Schuster, bleib' bei Deinem Leisten. Als Spaßmacher ist Haider nur mäßig komisch, und in Österreich gibt es genug Kabarettisten die treffend und witzig die Situation im Lande beurteilen können. Polemische und unqualifizierte Hetztiraden von Politikern vor johlendem Wirtshauspublikum sind mehr als entbehrlich – Schluß damit.

Joanna Nittenberg

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Ein Pogrom von 1941 wird Wahlkampfthema in Polen

Die Aufdeckung eines Pogroms in der ostpolnischen Kleinstadt Jedwabne im Jahre 1941 hat zur bislang größten Historikerdebatte Polens nach dem Zweiten Weltkrieg geführt: am 10. Juli 1941 hatten die christlichen Einwohner von Jedwabne ihre jüdischen Nachbarn ermordet. Über 1000 verbrannten sie bei lebendigem Leibe in einer Holzscheune. Deutsche Soldaten standen daneben und

filmten das Massaker. Insgesamt kamen 1.600 Männer, Frauen und Kinder ums Leben. Die Debatte um Schuld, Verantwortung und das eigene Selbstverständnis als Opfer des Zweiten Weltkriegs hat nun auch eine politische Dimension angenommen. Staatspräsident Alexander Kwasniewski kündigte am Sonntag an, sich am 60. Jahrestag des Pogroms im Namen der Polen bei den Juden entschuldigen zu wollen. Er werde am 10. Juli nach Jedwabne fahren und dort der von christlichen Polen ermordeten Juden gedenken.

Noch am selben Tag reagierte das Oberhaupt der Katholischen Kirche Polens, Primas Jozef Glemp, und verwarf das Ansinnen, in Jedwabne im Namen der katholischen Kirche um Vergebung zu bitten: "Ich möchte nicht, dass Politiker der Kirche die Form aufzwingen, in der die Kirche den Trauerakt für das Verbrechen einer bestimmten Gruppe Gläubiger vollziehen will. Ich möchte auch nicht, dass sie die Ideologie für das Sühnegebet bestimmen."

Der Primas geht in der politischen Einschätzung der Vergebungsbitte noch weiter und verweist auf den kommenden Wahlkampf, der im Juli bereits auf Hochtouren laufen wird. Die Kirche wolle nicht zum Instrument eines politischen Streits werden, in dem Jedwabne eine bedeutende Rolle spielen könne. Aus diesem Grund greife er die Anregung des Warschauer Rabbiners Schudrich auf, sich am Jahrestag des Pogroms zu einem gemeinsamen Gebet von Juden und Katholiken zu versammeln. Glemp wolle dies aber nicht am Ort des Verbrechens tun, sondern in Warschau - vor dem Ghettodenkmal, in der Synagoge oder an einem anderen heiligen Ort. Anders als Staatspräsident Aleksander Kwasniewski, der alle Polen in der Verantwortung für das in Jedwabne verübte Verbrechen sieht und sich im Namen der Polen bei den Juden entschuldigen will, verwirft Glemp die historische Kollektivverantwortung der polnischen Katholiken. Aus diesem Grunde will er sich auch nicht im Namen der katholischen Kirche, sondern im Namen der sündigen Menschheit entschuldigen, und auch nicht bei den Opfern, sondern bei Gott. Das gemeinsame Gebet von Katholiken und Juden werde daher ein gemeinsames Sühnegebet sein: "Als Kirche werden wir mit den Menschen mosaischen Bekenntnisses Gott für die verübten Sünden um Vergebung bitten, so wie es die Wahrheit in der Bibel offenbart."

Wie politisch das Pogrom von 1941 und damit der Umgang mit der Geschichte inzwischen geworden ist, zeigt die Reaktion des Ministerpräsidenten Polens zwei Tage später. Ebenso wie Primas Glemp anerkennt Jerzy Buzek das Pogromin Jedwabne als ein Verbrechen von Polen an Juden. Doch auch er setzt sich politisch eindeutig von Staatspräsident Kwasniewski ab. Im Herbst wird allgemein mit einem Wahlsieg der Linken gerechnet. Kwasniewski, der es noch im kommunistischen Polen bis zum Jugend- und Sportminister gebracht hatte, wird heute zwar von den meisten Polen als einer der vertrauenswürdigsten Politiker geschätzt, doch die rechten Parteien wie auch die katholische Kirche Polens können ihm seine politische Herkunft nicht verzeihen. Seine Initiative, sich bei den Juden entschuldigen zu wollen, wird daher von den rechten Parteien als politischer Schachzug gewertet, nicht aber als eine Entscheidung, der möglicherweise ein moralisches Empfinden zugrunde liegen könnte.

Buzek wehrte daher in seiner Fernsehansprache auch ab: "Wir sind nicht damit einverstanden, dass der Fall Jedwabne dazu benutzt wird, ein falsches Bild über die polnische Mitverantwortung am Holocaust und einem angeborenen polnischen Antisemitismus zu verbreiten." Das hatte zwar Kwasniewski nicht gesagt, gab aber Buzek die Möglichkeit, den Wählern zu signalisieren, dass er sie nicht in der historischen Verantwortung für den Mord an den Juden in Jedwabne sehe. Auf die Frage eines Journalisten, ob auch er daran denke, sich bei den Juden zu entschuldigen, gab Buzek die ausweichende Antwort: Wir werden sicher einen Weg zur Wahrheit und zur Versöhnung finden."

Gabriela Lesser

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Was aber bleibt, das ist die Sprache – "Mutterland Wort"

Zum hundertsten Geburtstag von Rose Ausländer

"Warum ich schreibe?" fragt die deutsch-jüdische Dichterin Rose Ausländer in einem ihrer autobiographischen Aufzeichnungen und gibt zur Antwort: "Vielleicht weil ich in Czernowitz zur Welt kam, weil die Welt in Czernowitz zu mir kam. Jene besondere Landschaft, die besonderen Menschen. Märchen und Mythen lagen in der Luft, man atmete sie ein. Das viersprachige Czernowitz war eine musische Stadt, die viele Künstler, Dichter, Kunst-, Literatur- und Philosophieliebhaber beherbergte."

Rose Ausländer hat recht. Czernowitz, die Hauptstadt der Bukowina, in der sie als Tochter Rosalie der deutschsprachigen jüdischen Familie Scherzer vor hundert Jahren, am 11.Mai 1901, das Licht der Welt erblickte , war in der Tat, als die Stadt noch zu Habsburg gehörte, ein den Wissenschaften und schönen Künsten zugetaner Ort. Aus ihm stammten deutsche und jüdische Dichter, Schriftsteller und Wissenschaftler, zum Beispiel der jiddische Lyriker Itzig Manger, die Dichter Alfred Margul-Sperber und Paul Celan.

So war es eigentlich kein Wunder, dass Rose Ausländer schon früh mit Literatur und Philosophie in Berührung kam. Die Dichterin in ihr erwachte allerdings erst während der zwanziger Jahre, als sie in Amerika als einfache Bankangestellte ein bescheidenes Dasein fristete und sich den Eindrücken der Großstadt hilflos ausgeliefert sah. Von jenem Zeitpunkt an wurden für sie Schreiben und Dichten unentbehrlich und im Kellerversteck während der Nazizeit geradezu lebensrettend: Wir zum Tode verurteilten Juden waren unsagbar trostbedürftig. Und während wir den Tod erwarteten, wohnten manche von uns in Traumworten – unser traumatisches Heim in der Heimatlosigkeit. Schreiben war Leben / Überleben. In jungen Jahren hatte sie einige Monate lang Literaturwissenschaft und Philosophie studiert. Nach dem Tod des Vaters wanderte sie aus wirtschaftlichen Gründen, auf Drängen der Mutter, nach Amerika aus, heiratete dort ihren Studienfreund Ignaz Ausländer und ließ sich nach drei Jahren wieder scheiden. Als die Mutter in den dreißiger Jahren schwer erkrankte, kehrte sie nach Europa zurück. Inzwischen hatte Rose Ausländer die Bekanntschaft mit Alfred Margul-Sperber, gemacht, dem Entdecker Paul Celans. Margul-Sperber war Redakteur des "Czernowitzer Morgenblatts" und publizierte dort ihre ersten Gedichte. Auch sorgte er dafür, dass 1939 ihr erster Gedichtband "Der Regenbogen" erscheinen konnte. Die Presse der Bukowina äußerte sich enthusiastisch, ebenso Manfred Hausmann und Hans Carossa. Ein Erfolg beim großen Publikum blieb ihr jedoch versagt, und in Deutschland wurde das Buch einer Jüdin ohnehin nicht mehr zur Kenntnis genommen.

1941 wurde Czernowitz von den Deutschen besetzt. Viele Juden wurden in Konzentrationslager abtransportiert. Rose, die zuvor mit ihrer Familie und anderen Juden im Ghetto gelebt hatte, hauste, um den Deportationen zu entgehen, zusammen mit ihrer Familie versteckt im Keller einer Fabrik. In dieser Zeit lernte sie Paul Celan kennen – er hieß damals noch Paul Antschel. Im Keller lasen sie sich gegenseitig ihre Gedichte vor.

Im Frühjahr 1944 wurde Czernowitz von den Russen befreit. Rose Ausländer wanderte abermals in die USA aus, arbeitete als Sekretärin in New York und nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Ihre Gedichte verfasste sie in englischer Sprache. Lange Zeit fühlte sie sich unfähig, ein Gedicht in deutscher Sprache zu schreiben. Erst 1956 fand sie wieder zurück, zu ihrem "Mutterland", der deutschen Sprache. Vor allem die Wiederbegegnung mit Paul Celan, dem Dichter der "Todesfuge", inspirierte und ermutigte sie, weiter zu dichten. Von nun an verzichtete sie auf expressionistisches Pathos und auf Reime, denn was ( ) über uns hereinbrach, war ungereimt, so voll erlittenen Schock , so alpdruckhaft beklemmend …, dass der Reim in die Brüche ging. Warum aber schrieb sie ab 1956 wieder deutsch? Sie selber meinte hierzu: "Mysteriös, wie sie erschienen war, verschwand die englische Muse. Kein äußerer Anlass bewirkte die Rückkehr in die Muttersprache. Geheimnis des Unterbewusstseins." Das leichte wandelbare Wort wurde ihr nach dem Verlust aller Sicherheit zum unzerstörbaren Halt. Im Mittelpunkt ihrer Gedichte stehen das Grauen der Verfolgung, Trauer um die verlorene Heimat, Erinnerungen an die Eltern und an glückliche Kindertage, die Erfahrung von Verlassenheit und Einsamkeit in der Fremde. Ihre Gedichte, die mit der Zeit immer kürzer und dichter werden, sind Gespräche, Selbstgespräche des lyrischen Ich und Anreden an ein Gegenüber.

Der Gedichtband "Blinder Sommer" entlarvt die Nachkriegszeit als heillose Epoche, weil in ihr die Dinge, Pflanzen, Tiere und Menschen dem Verderben ausgesetzt sind. Mit der Metapher "Aschensommer" verweist sie auf die Judenvernichtung und damit auf die historische Ursache dieser Wandlungen.

Sie kamen mit scharfen Fahnen und Pistolen / schossen alle Sterne und den Mond ab / damit kein Licht uns bliebe / damit kein Licht uns liebe / Da begruben wir die Sonne / Es war eine unendliche Finsternis.

Emigration und fremd gewordene Heimat drückt sie in folgendem Gedicht aus:

Wir kamen heim / ohne Rosen / sie blieben im Ausland / Unser Garten liegt / begraben im Friedhof / Es hat sich / vieles in vieles / verwandelt / Wir sind Dornen geworden / in fremden Augen. Über ihre Kindheit dichtet sie: Landschaft die mich / erfand / wasserarmig / waldhaarig / die Heidelbeerhügel / honigschwarz / Viersprachig verbrüderte / Lieder / in entzweiter Zeit. / Aufgelöst / strömen die Jahre / ans verflossene Ufer. In den späteren Gedichten setzte sich Rose Ausländer häufig mit dem Wort, der Sprache auseinander, die zur eigentlichen Heimat der heimatlos gemachten Dichterin geworden war: Ich will wohnen / im Menschenwort, so heißt es in einem ihrer Gedichte. In einem anderen versichert sie:Wir verstehen uns aufs Wort / wir lieben einander, und ein weiteres lautet: Mein Vaterland ist tot / sie haben es begraben / im Feuer / Ich lebe in meinem Mutterland / Wort.

Das Judentum spielt in Ausländers Lyrik ebenfalls eine wichtige Rolle: "Ich bin 5000 Jahre jung" ist eine gern und oft zitierte Sentenz aus ihrem Gedicht "Jerusalem", in dem sie ein Bekenntnis zum Judentum ablegt. Sie hatte sich zwar früh von der jüdischen Religion gelöst, doch hat sie sich immer zum Volk und zur Schicksalsgemeinschaft der Juden zugehörig gesehen. Das bringt sie im Jerusalem-Gedicht zum Ausdruck, indem sie ihr Alter gleichsetzt mit dem Alter der Stadt Jerusalem. Das 5000jährige Jerusalem und sie sind Altersgenossen. Wir haben ein Spiel in der Luft.

1964 kehrte sie dann endgültig nach Europa zurück. Zuerst wohnte sie in Wien - zwischendurch unternahm sie zahlreiche Reisen - und dann in Düsseldorf. 1972 zog sie ins Nelly-Sachs-Haus, dem Elternhaus der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf. Noch lange nach ihrer Rückkehr galt die Dichterin als Geheimtip. Das änderte sich erst, als sie dem Verleger Helmut Braun begegnete. Obwohl die Dichterin ab 1978 ständig bettlägerig war, wuchsen ihre Wirkungs- und Publikationsmöglichkeiten. Seit 1974 erschien zu ihren Lebzeiten kontinuierlich jedes Jahr mindestens ein Gedichtband.

Selbst im Alter, als ihre Welt auf Krankenzimmer und Bett geschrumpft ist und sie den Wechsel der Jahreszeiten im Park nur noch durch das Fenster erlebt, trotzt sie dem Tod noch Gedichte ab.Das Zimmer behütet mich / da ich es hüten muss / Kommt stückweise die Welt / an mein Fenster / Pappeln Sperlinge Wolken / Briefe von alten und fremden Freunden / besuchen mich täglich / Die Zeit / ein Gespräch / Wirklichkeit / sagst du / ich sage / Traum. Bis fast zuletzt bringt sie ihre persönliches Schicksal tastend zur Sprache, frei von Lamoryanz, Lautem und Schrillem. Das Wort wird ihr nun vollends zur Wohnung. Warum ich schreibe? Weil ich meine Identität suchend, mit mir deutlicher spreche als auf dem wortlosen Bogen. Und über das Ende heißt es: Schreib / deine eigene Welt / zu Ende / ehe das Ende / dich abschreibt.

Rose Ausländer, die neben Else Lasker-Schüler, Gertrud Kolmar und Nelly Sachs zu den letzten der biblisch inspirierten jüdischen Lyrikerinnen deutscher Sprache gezählt wird, starb am 3. Januar 1988 in Düsseldorf und wurde dort auf dem jüdischen Friedhof im Nordfriedhof begraben.

Ursula Homann

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Letzte Änderung: 03.01.2012
Webmeisterin+Redaktion: Mag. Ditta Rudle
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