Max Ernst: Der Hausengel – auch:
Der Triumph des Surrealismus, 1937
Man wird dem März 1938 nicht gerecht, wenn man in Stereotypien verfällt: „Die Österreicher“ wären Hitlers Opfer gewesen, „die Österreicher“ hätten Hitler zugejubelt, „die Österreicher“ wären schlimmer oder auch besser als „die Deutschen“ gewesen. Es hat – im März 1938 und auch danach – immer solche und solche Österreicherinnen und Österreicher gegeben: Opfer und Täter, Mitläufer und solche, die in die „innere Emigration“ gingen – und erst recht natürlich solche, die ins Exil gezwungen wurden. Und viele, nur allzu viele waren zu verschiedenen Zeitpunkten Träger nicht nur einer, sondern mehrerer Rollen: Solche, die 1938 die deutschen Truppen begrüßten – und die dann 1945 den Sieg der Alliierten herbeiwünschten; solche, die da meinten, endlich würde etwas gegen „die Juden“ getan, aber dass die deutsche Politik auf einen Angriffskrieg hinauslief, das fanden dieselben Menschen nur zu oft gar nicht gut, und es gab auch solche, die Hitlers Regime, seine Sozialpolitik etwa, ganz in Ordnung fanden – wäre da nur nicht die „Sache mit den Juden“ gewesen.
Es gab „idealistische“ Nationalsozialisten, wie den Chorherrn des Stiftes Klosterneuburg Karl Roman Scholz, oder den Historiker Albert Massiczek, die – konfrontiert mit der Realität des Nationalsozialismus – von Anhängern zu Gegnern des Nationalsozialismus wurden: Scholz wurde deshalb als Widerstandskämpfer hingerichtet. Und es gab die große Zahl derer, die sich nicht als Nationalsozialisten sahen – die aber dennoch „ihre Pflicht“ erfüllten: in der für den Angriffskrieg und für Kriegsverbrechen mitverantwortlichen Wehrmacht oder in der Kriegswirtschaft. Auch für diese Pflichterfüllung gab es unterschiedliche Motive: Die einen wollten ihr Leben und das ihrer Familien nicht gefährden, den anderen war die Gefolgschaft gegenüber der real existierenden Autorität so tief eingepflanzt, dass ihnen gar nichts anderes in den Sinn gekommen wäre, als mitzumachen.
Es gab ja auch die Eliten der beiden großen „Lager“ – des katholisch-konservativen und des sozialistischen, die dafür sorgten, dass Widerstand gegen das Unrechtsregime den meisten Menschen in Österreich keine Option erschien: Das „Heil Hitler“ der österreichischen Bischöfe und Karl Renners parallele Anbiederung waren ja ein deutliches Signal. Und so waren es 1938 nur sehr kleine, versprengte Gruppen, die bereit waren, dem Unrechtsregime aktiv zu widerstehen: vor allem Kommunisten und Monarchisten. Es ist ein wichtiges Detail für die Geschichte nach 1945, dass diese beiden Gruppen, die – mit unterschiedlichen, ja einander ausschließenden Zielen – von Anfang an Widerstand leisteten, in der Geschichte der Zweiten Republik nur eine marginale Rolle spielen sollten.
Im März 1938 ging nicht nur Österreich unter, es scheiterte auch eine bestimmte Politik, eine bestimmte Regierung: der „autoritäre Ständestaat“, jenes eigenartige, halbfaschistische Regime, das von denen geschaffen und getragen war, die der Ersten Republik und der Demokratie 1933 und 1934 ein Ende bereitet hatten. Der Staat des Engelbert Dollfuß und des Kurt Schuschnigg, der sich auf die Katholische Kirche stützte und einem nostalgischen altösterreichischen Patriotismus verpflichtet war, ist am besten mit der von Karl Kraus geprägten Formel charakterisiert: Es war ein, es war das „Kleinere Übel“.
Damit ist ausgesprochen, dass die ständestaatliche Diktatur von Übel war – eben weil zu ihren wesentlichen Merkmalen die wesentliche Einschränkung politischer Freiheit zählte, ausgedrückt im Verbot jeglicher Form von Opposition, im „Anhaltelager“ Wöllersdorf und in der Zensur der Medien. Doch es war – gemessen an der real gegebenen Alternative, die seit 1933 sich in Deutschland entwickelte und nach Österreich zu greifen drohte, das kleinere Übel: Wöllersdorf war nicht Dachau, willkürliche politische Morde gab es nicht, und trotz eines atmosphärischen Antisemitismus waren die Grundrechte von Jüdinnen und Juden gesichert. Wen sollte es daher wundern, dass in den letzten Tagen der Regierung Schuschnigg diese sich auf niemanden so verlassen konnte wie auf die jüdische Gemeinde – nicht, weil diese den konservativen Weltkriegsoffizier und seine Politik so sympathisch gefunden hätte, sondern weil in den Tagen vor dem „Anschluss“ klar ersichtlich war, was die einzige Alternative zur autoritären Regierung Schuschnigg war: der Totalitarismus Hitlers, einschließlich der klar erkennbaren Politik der völligen Entrechtung und der erahnbaren Politik der Ermordung der Juden.
Nach 1945 wurde dann – vordergründig in kleinlicher Form – über das gestritten, was im März 1938 passiert war: War es eine „Okkupation“, war es eine „Annexion“? War Österreich danach in seiner Handlungsfähigkeit gehindert – oder hatte es zu bestehen aufgehört? Dieser Konflikt um Etiketten kann heute als unerheblich zur Seite geschoben werden; ebenso auch die Debatte um die von den Alliierten 1943 erstmals formulierte These, dass Österreich als Hitlers erstes Opfer anzusehen sei.
Natürlich war Österreich, als Staat, Opfer: Die Regierung des souveränen Österreich wurde militärisch erpresst, Schuschnigg wich – so seine Worte – „der Gewalt“, das Land wurde militärisch besetzt. Schon in den Dokumenten, die 1945 im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg vorgelegt wurden, war dies klar. Aber ebenso ist unbestritten, dass die Regierung keinen militärischen Widerstand leistete, dass Hunderttausende, vielleicht Millionen Menschen die deutschen Truppen begeistert begrüßten – ganz im Gegensatz zu dem, was ein Jahr später sich in Prag abspielen sollte, dass eine erhebliche Zahl von Österreicherinnen und Österreichern ihre jüdischen Mitbürger quälte und beraubte. Unbestritten ist aber auch, dass alle Österreicherinnen und Österreicher, die nach der obskuren Logik der NS-„Rassengesetze“ als Juden punziert waren, vom ersten Moment an sich in ihrem Leben bedroht fühlten, dass politische Gegner des Nationalsozialismus noch in der Nacht auf den 12. März verhaftet wurden, dass die ersten Stunden des „Anschlusses“ auch die ersten Stunden der Flucht und des Exils von vielen Österreicherinnen und Österreichern waren.
War Österreich Opfer? Die Antwort kann nur sein: Ja und nein. Alles andere wäre eine höchst unzulässige, grobe Vereinfachung.
Die palästinensische Hamas und das internationale Terrornetzwerk Al-Kaida seien ein Bündnis eingegangen, warnte der palästinensische Präsident Machmud Abbas: „ch glaube, dass Al-Kaida in den palästinensischen Gebieten präsent ist, besonders im Gazastreifen. Ich denke, diese Präsenz wurde mit Hilfe der Hamas etabliert, so der pragmatische Präsident, dessen Fatah-Partei sich seit Monaten in einem Bruderkampf mit der islamistischen Hamas befindet, in einem Interview an die arabische Zeitung Al-Hayat.
Erst vor einiger Zeit hatte der israelische Armeegeheimdienst davor gewarnt, dass zahlreiche Kämpfer der Hamas, die in Syrien und Iran eine militärische Ausbildung erhalten haben, in den Gazastreifen eingedrungen seien, nachdem die Hamas die Grenze nach Ägypten für mehrere Tage durchbrochen hatte. Unter den Rückkehrern hätten sich auch zahlreiche Agenten der Al-Kaida befunden.
Die islamistischen Terrororganisationen Hamas und Al-Kaida sollen in der Vergangenheit bereits oft kooperiert haben. Das internationale Terrornetz soll beispielsweise im Jahr 2003 zwei britische Selbstmordattentäter für einen Anschlag in Tel Aviv für die Hamas rekrutiert haben. Hamasmitglieder wurden in Al-Kaida-Lagern ausgebildet.
Doch neben den offensichtlichen Parallelen sind Hamas und Al-Kaida eher Konkurrenten als potentielle Partner. Beide wetteifern um die Gunst derselben ideologisch motivierten, privaten Geldgeber in der arabischen Welt. Während Al-Kaida eine globale Agenda verfolgt, die alle nicht-islamischen Regierungen weltweit stürzen will, ist die Hamas eine lokale, patriotische Organisation, die vornehmlich den Boden Palästinas „befreien“ will. Dafür ist sie auch bereit, mit moderaten arabischen Regimes zu kooperieren. Vor diesem Hintergrund kam es bereits zu Konflikten. Erst vor wenigen Monaten beschuldigte Al-Kaida die Hamas des Verrats, als die Islamisten mit der gemäßigten Fatah eine Regierung der nationalen Einheit bilden wollten und Israel einen Waffenstillstand in Aussicht stellten.
Abbas ist bereit, alles zu sagen, was die Hamas diskreditiert, schätzt deswegen der israelische Terrorexperte Dr. Mordechai Keidar von der Bar Ilan Universität. Kooperation gibt es höchstens auf lokaler Ebene. Im Gazastreifen kann ein Hamasmitglied vielleicht noch etwas Geld verdienen, wenn er nachts bei Al-Kaida mitmacht, so Keidar. Besonders im Gazastreifen hat die Hamas, die im Gegensatz zur Al-Kaida international Anerkennung und die Nähe zur arabischen Welt sucht, militante islamistische Strömungen vehement bekämpft. Als Al-Kaida Führer Aiman A-Sawahiri der Hamas nach ihrem Wahlsieg in einer Ansprache die Fortführung des Kampfes nahe legte, erwiderte Hamasführer Khaled Maschal: Wir haben unsere eigene Version und brauchen keine Ratschläge.
Abbas Aussage scheint daher eher vor dem Hintergrund des anhaltenden Machtkampfes zwischen Hamas und Fatah zu stammen und das Ziel verfolgen, eine Annäherung zwischen der Hamas und arabischen Regimes zu vereiteln, als dass sie auf handfesten Beweisen weit reichender Kooperation der berüchtigten Terrororganisationen beruht. Von unserem Korresondenten Ben Daniel
Bereits im Dezember 2005, als Ahmadinejad erstmals vor einem breiteren Publikum den Holocaust geleugnet und dem jüdischen „Tumor“ namens Israel offen mit Ausmerzung gedroht hatte, forderte Wolfgang Neugebauer für die Aktion, dass dies Konsequenzen z. B. in Form des Abbruches diplomatischer Beziehungen haben müsste. Die Forderung verhallte ungehört, mehr noch: Nun will mit der OMV ein staatsnahes Unternehmen mit dem Mullah-Regime sogar Geschäfte machen!
Die Aktion unterstützt die Kampagne „Stop the Bomb!“, weil antisemitische Vernichtungsdrohungen ernst zu nehmen sind und Appeasement schon einmal in die Katastrophe geführt hat.
Diese Unterstützung ist logische Konsequenz unseres Engagements gegen den Antisemitismus, das in globalisierten Zeiten eben nicht mehr an der Landesgrenze haltmachen kann. Tatsächlich hat sich das organisatorische Zentrum des Judenhasses, hier vor allem der Holocaust-Leugnung, seit Anfang der 1990-er Jahre sukzessive in den arabischen Raum und in den Iran verschoben. Der Mullah-Staat wurde mehr und mehr zur Drehscheibe der internationalen Neonaziszene, die im iranischen Regime zudem einen finanzstarken Verbündeten im Kampf gegen den Zionismus gefunden hat. Zuletzt gaben sich Neonazis aus Europa, USA und Australien im Dezember 2006 in Teheran ein Stelldichein. Damals lud Ahmadinejad zu einer Konferenz, deren einziger Tagesordnungspunkt aus der Leugnung oder Verharmlosung des antisemitischen Menschheitsverbrechens bestand. Auch vier amtsbekannte Antisemiten aus Österreich folgten der Einladung, darunter der berühmt-berüchtigte Moishe A. Friedman, der mittlerweile nicht nur mit iranischer, sondern auch mit freiheitlicher Unterstützung gegen Israel und die „Zionisten“ anrennt.
Apropos: Mit der FPÖ und anderen rechtsextremen Parteien in Europa hat das iranische Regime weitere Komplizen gefunden, daran ändert auch die rassistische Hetze gegen mehrheitlich zugewanderte Muslime nichts. Man trifft sich im gemeinsamen Feindbild: die „Zionisten“ und die angeblich von diesen beherrschten USA.
Auf der Site des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes widmen sich seit mehreren Jahren namhafte Experten dieser kruden Allianz. 2006 deckte dort etwa Anton Maegerle die „iranische Rechtsextremismus-Connection“ auf .
Der Iran führt einen ideologischen wie psychologischen Krieg – nicht nur gegen die Jüdinnen und Juden, sondern gegen den Westen, die Ideen von Aufklärung und Liberalität. Angeführt von einem weiteren Apokalyptiker schwingt sich der Iran zur Führungsmacht des antiimperialistischen und antiwestlichen Kampfes auf. Es macht unseren Widerstand dagegen nicht leichter, dass auch Linke diesen Kampf führen und dem Mullah-Regime die Mauer machen.
Was den einen die Apokalypse, ist den anderen ein Holocaust: Die antisemitischen Vernichtungsdrohungen aus dem Iran sind nicht zuletzt aufgrund ihrer ideologischen Systematik und der wahnhaften Struktur des apokalyptischen Denkens der Mullahs ernst zu nehmen! Auch die Leugnung des nationalsozialistischen Judenmordes verweist auf die Bereitschaft zu einem weiteren Menschheitsverbrechen.
Wie kann ein Land, das sich heuer an den Beginn der Nazi-Barbarei auf seinem Territorium erinnert, hier tatenlos zusehen? Wird das offizielle Gedenken 70 Jahre nach dem „Anschluss“ nicht hohl und gar falsch, wenn die Verantwortlichen gleichzeitig nichts gegen den drohenden OMV-Deal mit dem iranischen Regime unternehmen?
Für uns ist der Kampf gegen den Antisemitismus demgegenüber unteilbar. Auch wirtschaftlichen oder diplomatischen Interessen darf er nicht untergeordnet werden. Wenn wir etwas aus Auschwitz zu lernen hätten – dann doch diese Erkenntnis! Herbert Schiedel – Aktion gegen den Antisemitismus in Österreich
Mit dem Einmarsch der Nationalsozialisten im März 1938 begann das Märtyrium der österreichischen Juden. Die INW bringt in ihrer aktuellen Ausgabe (Februar / März 2008) Berichte aus jenen Tagen. Sie tammen aus dem im Verlag der INW erschienen Werk "Flucht in die Freiheit", herausgegeben von Angelika Hagen und Joanna Nittenberg. Enthalten sind darin Beiträge von Anton Pelinka, Brigitte Hablmayer, Doron Rabinovici, Felix de Mendelsohn, Ari Rath, Evelyn Adunka, Gabriele Anderl und Yecheim Weitz. Neben den wissenschaftlichen Analysen erzählen österreichische Juden und Jüdinnen ihre Lebensgeschichten – von der Kindheit in Österreich bis zur Gegenwart in Israel.
In diesem Jahr wird auch der der 60. Geburtstag des Staates Israel gefeiert. Aus den unterschiedlichen Lebensläufen kann man gut den Beitrag der befragten Menschen für das Aufbauwerk im Staat ersehen und gleichzeitig erkennen welche Verluste Österreich durch ihre Vertreibung und Ermordung erlitten hat.
Lesen Sie die Berichte von Asher Ben-Natan, Vera Goldmann, Grete Laskin, David Rabinger, Elisheva Susz und Moshe Meisel in der Printausgabe Februar / März 2008.
Angelika Hagen, Joanna Nittenberg (Hrsg.): Flucht in die Freiheit, Edition INW 2006. Euro 35,00
Am 8. Mai 1936 fand im kleinen Konzerthaus in Wien ein Liederabend statt, an dem unter anderen Werke der Komponistin Josefine Rosalie Auspitz-Winter vorgetragen wurden.
Vermutlich war dies eine der letzten Gelegenheiten für die Künstlerin, einige ihrer Lieder: „Das ist der Tag des Herrn“, Requiem und „Jetzt rede Du“, dargeboten von Martha Elschnig, am Klavier begleitet von Paul A. Pisk, öffentlich aufgeführt zu hören.
Josefine galt nach den 1935 in Deutschland erlassenen und mit 20. Mai 1938 auch im „Land Österreich“ geltenden „Nürnberger Rassegesetzen“ als Volljüdin. Als Jude galt, wer von mindestens drei der Rasse nach volljüdischen Großeltern abstammte. Die Komponistin war Angehörige eines weit verzweigten Familienclans des jüdischen Großbürgertums in Wien. Dazu zählten die Namen Lieben, Auspitz, Todesco, Gomperz und Schey. Aus diesen Familien gingen einige bedeutende Personen aus dem Finanz- und Banksektor hervor – sowie bekannte Erfinder, Wissenschaftler und Philosophen.
Josefines Vater, Rudolf Auspitz, (1837–1906) war Wissenschaftspolitiker und Nationalökonom. Ihrer Mutter Helene, geb. von Lieben (1838-1896), Schülerin des Malers Georg Decker, gelang es als Bildnismalerin professionelles Niveau zu erreichen. Sie portraitierte unter anderen Grillparzer, mit dem sie bis zu dessen Tode in freundschaftlicher Verbindung stand. Im Jahre 1879, als Josefine sechs und ihr Bruder drei Jahre alt waren, erkrankte ihre Mutter an Depressionen – ein großer Einschnitt im Leben des Mädchens. Vorerst wurde die Mutter von der Familie getrennt. Die Erziehung der Kinder lag nun in den Händen einer westpreußischen Gouvernante namens M. Heidenhain, die der Vater später ehelichte. Durch Privatlehrer, darunter Gelehrte von Rang, erhielt Josefine eine ausgezeichnete Ausbildung. Als Mädchen wurde ihr das Studium an einer Universität verwehrt. Noch als Fünfzigjährige bemerkte sie dazu bitter, sich darüber nie trösten zu können, dass sie kein Bub war. Zunächst beschäftigte sich die Heranwachsende mit Malerei, ein Erbe der Mutter. Sie nahm Unterricht bei Eduard Stöckler und Ludwig Michalek. Ihre musikalische Begabung fiel zunächst kaum auf – der erste erteilte Klavierunterricht produzierte kein Wunderkind. Beide Elternteile waren Mäzene der Gesellschaft der Musikfreunde – Musik liebend und ausübend waren aber nur die abwesende Mutter und deren Mutter – der Vater und die übrige Familie galten als völlig unmusikalisch.
Gelegentlich besuchte man Aufführungen der Wiener Hofoper, wodurch Josefine Bizets „Carmen“ zu ihrer Lieblingsoper auserkor. Von diesem Werk enorm beeindruckt, begann das junge Mädchen die gehörten Melodien am Klavier nachzuspielen. Die Pianistin Lili Michalek wurde ihre erste Lehrerin, durch die sie mit Hingabe die Werke Schumanns, Brahms und Schuberts studierte. Von der Forschung wird angenommen, dass ihr ernsthaftes Studium erst gegen Ende der 90-er Jahre des 19. Jahrhunderts einsetzte, welches es ihr möglich machte, sich erste kompositorische Kenntnisse anzueignen. Josefine wurde Schülerin bei Josef B. Forster (1859–1951), der am Neuen Wiener Konservatorium Komposition lehrte und ab 1921 an die Meisterschule in Prag verpflichtet wurde.
Um die Jahrhundertwende begegnete die Künstlerin dem für Musik und Poesie begeisterten Arzt Josef Winter (1857–1916) – Josef Winter galt in bestimmten Kreisen als begabter Lyriker, dessen Gedichte von bekannten Komponisten vertont wurden. Dieses Ereignis beeinflusste Josefines künstlerischen Werdegang wesentlich. Mit dem Mediziner ging sie eine zweite Ehe ein, die von wechselseitiger Ermutigung und Anregung getragen wurde. Ihre 1894 mit Alfred von Feldern geschlossene Ehe, der zwei Kinder Hilde(*1894) und Walter (*1897) entstammten, wurde aufgelöst.
Josef Winters Gedichte inspirierten Josefine zu einer Reihe von Liedern, wie unter anderen zu „Verlöbnis“, „Lied in Moll“, „Im Buchenwald“ oder „Seelenlied“. Hauptsächlich vertonte sie Texte von Dichterinnen ihrer Zeit, wie Paula von Preradovic (Die Patrizier von Ragusa) und Hilda Benjamin (Spruch der Halme). Die Forschung geht davon aus, dass nicht eruierbar ist, welche ihrer Werke in welche Musikverlage gelangten. Einige wenige Kompositionen, hauptsächlich Lieder für eine Singstimme und Klavier, sind dem Titel nach erhalten. „Zu den tiefsten und ergreifendsten der Gegenwart“ (laut ostmärkischem Lexikon, 1938, der Verlag verfehlte seine Absicht, indem hingewiesen wurde: „Alle art- und rassefremden Elemente konnten“ mit der Aufnahme der Jüdin Josefine „ausgeschieden werden“) zählen jedoch ihre im Ehrbarsaal im Konzerthaus und Musikverein aufgeführten Werke.
Die Künstlerin trat auch als Malerin in einigen Ausstellungen in Erscheinung. In diversen Lexika der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts findet sich ihr Name.
Im Jahre 1927 erschien ein Buch von ihr „50 Jahre eines Wiener Hauses“, mit dem sie auch ihre Begabung als Schreibende bewies. Darin schildert sie als Angehörige der Finanzaristokratie des Wien um die Jahrhundertwende die Ereignisse dieser Zeit, die sie selbst erlebt hatte. Sie engagierte sich auch sozial, als sie sich in den Jahren des 1. Weltkrieges durch die Leitung eines Kinderheimes außerordentliche Dienst erwarb. Ihr Ehemann Josef Winter, der durch die Verheiratung mit ihr zu einem beträchtlichen Vermögen gelangt war, gründete medizinische Einrichtungen großen Stils, wie eine Lungenheilstätte und mobile Epidemielaboratorien für das Rote Kreuz. Winter wurde in den Adelsstand erhoben und erlag 1916 einem Herzleiden.
Eine besonders erschütternde Tatsache: Als Josefine vom NS-Regime gezwungen wurde ihre Villa in der Währinger Cottage zu verlassen und in den 2. Bezirk in ein Sammelquartier für Juden zu ziehen, schrieb sie eine Liste der von der Familie geleisteten Wohltätigkeiten. Sie legte sogar einen Brief, an Adolf Hitler persönlich, dieser Liste bei. Mit fremden Menschen auf engstem Raum eingepfercht, war Josefine sicherlich nicht mehr in der Lage zu komponieren. Sie meinte, dass dieses Schreiben es bewirken könne, ihr die vom NS-Staat aberkannten Bürgerrechte wiederzugeben. Die Antwort des NS-Regimes war dem entsprechend negativ und brutal. Josefine war vermögend und verfügte über beste Verbindungen ins Ausland. Sie nützte diese aber nicht für ihre eigene Rettung. Wie vielen anderen jüdischen Bürgern auch, war ihr ihre lebensbedrohliche Situation nicht bewusst. Antijüdische Schikanen und Erlässe
nahmen zu – schließlich brachten diese Umstände die Künstlerin um ihr gesamtes Vermögen und den Verlust ihres Wohnsitzes. 1942 begannen die Transporte nach Theresienstadt – das Lager galt als „Vorzeigelager“ für „privilegierte“ Juden (Prominente, Künstler, Wissenschaftler, jüdische Teilnehmer am 1. Weltkrieg, Juden über 65 Jahre). Den dort eintreffenden Menschen versprach man Betreuung und Pflege, wodurch sie in sogenannten „Heimverkaufsverträgen“ ihr Vermögen abtreten mussten. Josefine Auspitz-Winter war zum Zeitpunkt ihrer Deportation 70 Jahre alt. Unter der Nr. 409 registriert, traf die Komponistin am 15. Juli 1942 in Theresienstadt ein. Nur wenige Monate später verstarb sie – laut Totenbuch Theresienstadt – am 20. Jänner 1943.
Theodor Kramer wurde am 1. Jänner 1897 als Sohn des jüdischen Dorfarztes in Niederhollabrunn geboren. Er maturierte an einer Wiener Mittelschule, wurde im Ersten Weltkrieg schwer verwundet und diente bis Kriegsende als Offizier in der österreichischen Armee. Zwischen dem Sommersemester 1918 und dem Wintersemester 1920/1921 hörte Kramer Vorlesungen aus Germanistik und Geschichte an der philosophischen Fakultät und inskribierte an der juridischen Fakultät in Wien, musste aber aus finanziellen Gründen seine Studien abbrechen. Er arbeitete zunächst als Beamter, Buchhändler und Vertreter für Bücher.
Das Jahr 1927 bedeutete für Kramer den Beginn einer selbstständigen lyrischen Ausdrucksweise. Leo Perutz war einer jener Freunde, die ihm mit schriftstellerischem Rat an die Hand gingen und ihm halfen, die Wege zu den Verlagen und in die Öffentlichkeit zu ebnen. In diesem Jahr beteiligte sich Kramer zum ersten Mal an einem Lyrik-Wettbewerb, und zwar dem des S. Fischer-Verlages; er gewann zwar noch keinen Preis, wurde aber als lyrische Hoffnung genannt. 1928 erschien der erste Gedichtband „Die Gaunerzinke“; ein Teil der Gedichte wurde schon früher in verschiedenen Zeitungen abgedruckt. Noch im selben Jahr erhielt Kramer zusammen mit Heinrich Suso Waldeck den Preis der Stadt Wien für Lyrik. Bis 1933 konnte er von seinen Publikationen in diversen Zeitungen, Zeitschriften und Anthologien und von den Einnahmen aus diversen Rundfunksendungen leben. 1929 wurde ihm der Preis der Julius Reich-Stiftung verliehen. Aufgrund einer schweren Erkrankung, durch die Kramer Monate im Krankenhaus verbrachte, musste er notgedrungen ausschließlich von seinen Einkünften als Lyriker mehr schlecht als recht leben.
Die Annexion Österreichs 1938 bedeutete für Kramer Berufsverbot, Arbeitslosigkeit, Verlust der Wohnung und zunehmende Aussichtslosigkeit, was im August 1938 in einem psychischen Zusammenbruch mündete. Im Juli 1939 gelang ihm die Flucht nach England, nicht zuletzt durch eine Intervention Thomas Manns. Er arbeitete als Diener in einem größeren Haushalt und war auf Almosen angewiesen, bis er an seinem 46. Geburtstag die Stelle eines Bibliothekars im County Technical College in Guildford (Surrey), weitab von London, antreten konnte. Im Jänner 1943 starb Kramers Mutter im Konzentrationslager Theresienstadt, was er aber erst nach Kriegsende erfuhr. Trotz mehrerer Möglichkeiten, unmittelbar nach dem Krieg nach Österreich zurückzukehren, konnte sich Kramer dennoch nicht zur schnellen Heimkehr entschließen.
1947 wurde ihm der Preis der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen verliehen. Seine zunehmende Isolierung in England, aber auch die Verschlechterung seines Gesundheitszustandes, die in den 50-er Jahren mehrere Sanatoriumsaufenthalte notwendig machte, sind der Erfahrungshintergrund für die unablässig andauernde Gedichtproduktion. 1951 erwarb Kramer die britische Staatsangehörigkeit. Erst im Herbst 1957 gelang es einigen Freunden Kramers, in Zusammenarbeit mit den Ministerien für Äußeres und für Unterricht sowie mit dem österreichischen Bundespräsidenten, der für Kramer an dessen 61. Geburtstag eine Ehrenpension stiftete, den Lyriker nach Wien zurückzuholen. Der finanziellen Unterstützung und Würdigung des kranken Lyrikers dienten auch die Verleihungen des Förderungspreise der Theodor-Körner-Stiftung in den Jahren 1956 und 1957. Die Ehrenpension des Bundespräsidenten konnte Kramer jedoch nur drei Monate lang in Anspruch nehmen. Kramer starb am 3. April 1958 in Wien. Posthum wurde ihm der Literaturpreis der Stadt Wien des Jahres 1958 verliehen. Paula Artner
Im März 2008 widmet der Aktionsradius dem Dichter gemeinsam mit der Theodor Kramer Gesellschaft eine Veranstaltungsreihe.
Am Dienstag, 1. April 20.30 sendet Ö1 die Ursendung der ORF Produktion zu Theodor Kramers 50. Todestag "Ich bin schon nicht mehr hier" von Daniela Kletzke. Musik: Peter Zwetkoff, Regie Götz Fritsch.
Mit Peter Simonischek, Brigitte Karner, Wolfram Berger, Gertrud Drassl, Beatrice Frey und anderen.
Diese Produktion können Sie auch im Kreise der Mitwirkenden anhören:
Nach einer Lesung von Kramergedichten durch Peter Simonischek, Brigitte Karner, Wolfram Berger und Gertrud Drassl im Theater KIP (Kunst im Prückel, Biberstraße 2, 1010 Wien) am 1. April um 19.30 Uhr wird im Theater die Ursendung des Hörspiels zu hören sein.
Kartenvorbestellung empfohlen unter 512 54 00
Zwischen 1938 und 1939, noch vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, wurden im Zeitraum von neun Monaten 10.000 meist jüdische Kinder aus Deutschland, Österreich, der Tschechoslowakei und Polen vor der Verfolgung durch das NS-Regime gerettet.
Mit den so genannten „Kindertransporten“ wurden die Kinder aus ihrer Heimat mit der Bahn nach England gebracht, um so ihr Leben zu retten. Der „Kindertransport“ war eine Rettungsaktion, eine Bewegung, an der sich viele Organisationen und Einzelpersonen beteiligten. Sie war deshalb so besonders, weil sich Christen vieler Konfessionen, Quäker und Juden zusammenschlossen, um hauptsächlich jüdische Kinder in Sicherheit zu bringen. Getrennt von ihren Familien und ihrem Zuhause, fuhren die Kinder in einer Nacht- und Nebelaktion in eine ungewisse Zukunft. Dank der mutigen Rettungsaktion haben diese Kinder die grausame NS-Zeit überlebt – im Gegensatz zu den meisten ihrer Familienangehörigen, die ermordet wurden.
Die Kinder fuhren von Wien Westbahnhof in Richtung Holland, von wo sie per Schiff nach England reisten und schließlich in London Liverpool Station ankamen. Die Rettungsaktion, später als „Kindertransport“ bekannt, wurde von tapferen, aufopfernden Menschen gemeinsam mit den Eltern der Kinder organisiert. Einer der bedeutendsten Organisatoren der Aktion war Rabbi Solomon Schönfeld, der persönlich tausende Juden aus den Fängen der Nazis in Mittel- und Osteuropa rettete.
Den geretteten Kindern der „Kindertransporte“ und ihren Rettern widmet die Londoner Bildhauerin Flor Kent ihre Skulptur „Für das Kind“. Die Skulptur stellt einen etwa sieben jährigen Buben dar, der auf einem Koffer sitzt. Der Koffer der Bronzeskulptur entspricht der Größe des einzigen Gepäcksstücks, das die Kinder auf ihre Reise mitnehmen durften. Vorbild für das in der Skulptur dargestellte Kind ist Sam Morris, der Urenkel eines der durch einen Kindertransport 1938 geretteten Kindes. Er war gemeinsam mit seiner Urgroßmutter Sara Schreiber bei der Enthüllung der Skulptur am 14. März 2008 anwesend. Flor Kent, in Venezuela geboren, schloss ihr Post-Graduate Studium in den USA ab, lebte danach einige Zeit im mittleren Osten und ging danach nach London, wo sie einen Abschluss als Master of Science für „Site Specific Sculpture“ auf der Wimbledon School of Art erhielt. Sie kann auf mehrere internationale Ausstellungen verweisen. Heute lebt und arbeitet sie in London.
Die Skulptur „Für das Kind“ steht in der Eingangshalle des Westbahnhofes in Wien, von wo die Kinder damals abgereist sind. Die Aufstellung der Skulptur geht auf die Initiative von Milli Segal gemeinsam mit der Künstlerin zurück und wurde mit Unterstützung der ÖBB-Holding AG und des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) ermöglicht.
Der Schriftsteller Hermann Hakel befasste sich wie kein anderer österreichischer Schriftsteller nach 1945 mit jüdischen Themen, sowohl in seinen eigenen, zum Großteil erst aus dem Nachlass publizierten, Arbeiten, als auch im Rahmen seiner umfangreichen Herausgebertätigkeit.
Er widmete einen großen Teil seiner Arbeitskraft der Vermittlung jüdischer und jidischer Literatur. Neben seiner eigenen Zeitschrift „Lynkeus“ leitete er in den fünfziger Jahren den umfangreichen Literaturteil der Zeitschrift „Das jüdische Echo“, in dem er die Texte junger österreichischer sowie zahlreicher internationaler jüdischer und jiddischer Autoren veröffentlichte. Auch für die Wiener zionistische Zeitschrift „Die Neue Welt“ redigierte er von 1954 bis 1969 den Rezensionsteil und zeitweise ebenfalls eine Seite über „Jüdische Literatur“.
Weiters gab er 18 Anthologien heraus, deren Themenspektrum neben Viennensia vor allem Judaica umfasste. Unter ihnen befanden sich neben Sammlungen jüdischer Witze und Anekdoten Anthologien jiddischer und israelischer Erzählungen und (posthum, herausgegeben von Armin Eidherr) jiddischer Gedichte.
Nach Hakels Tod wurde 1988 die Hermann Hakel Gesellschaft gegründet, die seinen umfangreichen Nachlass ordnete, betreute, edierte und schließlich dem Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek übergab. Mit den bereits verstorbenen Schriftstellern Gerhard Amanshauser und Richard Kovacevic hat Emmerich Kolovic mit der Aufarbeitungbegonnen und führt sie bis heute vorbildlich fort.
Hermann Hakel.Nicolas Mahler
Die Hermann-Hakel-Gesellschaft bezweckt weiterhin die Erforschung, Pflege und Verbreitung des literarischen Werkes von Hermann Hakel sowie die Erweiterung der Kenntnisse über seine Person und Stellung in Literatur und Gesellschaft. Als vereinseigenes Unternehmen publiziert der Verlag Lynkeus die nachgelassenen Schriften von Hermann Hakel und die von ihm angeregten Buchprojekte.. Er Aufarabeitung Arbeit auf sich nahm und bis heute vorbildlich durchführt.
Vor kurzem ist der jüngste Band Hakels, "Der rauzende Rebbe" erschienen.
Das Buch enthält wie immer bei Hakel neben persönlichen Stellen zahlreiche zwar sehr provozierende, aber stets auch nachdenkenswerte Passagen über die jüdische und österreichische Literatur, und das heißt auch über die Literatur der Kriegsgeneration, darunter am erhellendsten über Reinhard Federmann.
Wie fremd sich Hakel in Österreich, seiner Heimat, in die er aus dem Exil zurückehrte, nach 1945 fühlen musste, zeigt der Satz: Diese österreichische Blüte des Judentums ist meine geistige Heimat geblieben, auch wenn sie seit fast einem halben Jahrhundert nicht mehr existiert. Bedrückend ist seine Klage, dass keiner seiner „Schriftstellerkollegen, Freunde oder Schüler“, mit der Ausnahme von Gerhard Amanshauser, je fragte, wie es denn damals für unsereinen gewesen ist. Niemals passierte es auch, dass die vielen literarisch Interessierten [...] etwas von ihren Erlebnissen aus der Nazizeit mit Angaben von Personen und Orten erzählt hätten.
Hakel war und blieb ein Fremder. Er wusste dies sehr gut und konnte und wollte es nicht ändern: An dieser neuen persönlichen Tragik, ein Überlebender der Assimilantengeneration zu sein und mich dem jetzigen und künftigen Judentum verpflichtet zu fühlen, scheitert jeder Versuch, mich frei und ungezwungen unterhalten zu können oder ein Publikum zu unterhalten.
Hermann Hakel. Nicolas Mahler
Der Dokumentarfilmer Kurt Bradza begleitet Rudi Gelbard auf den Spuren seiner Vergangenheit und beleuchtet sein Leben nach 1945 als streitbaren und über enorme detaillierte Kenntnisse verfügenden Kämpfer gegen das Vergessen und für Gerechtigkeit.
Unermüdlich war und ist Rudi Gelbard im Aufzeigen braunen Gedankenguts, bekämpft den Antisemitismus und setzt sich auch intensiv gegen die einseitige Berichterstattung im Nahostkonflikt ein. Dank seines enormen Wissen über den Nationalsozialismus, Kommunismus sowie der Geschichte des Zionismus und den Nahostkonflikt kann er seine Argumente auch stets wissenschaftlich belegen. Er gehört zu jenen wenigen österreichischen Persönlichkeiten, die ihrem Land nach 1945 zu einem Gewissen verhalfen.
1930 geboren, hat er den Einmarsch der Nazis bewusst erfahren und auch die Erniedrigungen, als „Judenbub“ in der Leopoldstadt aufzuwachsen, nicht vergessen. Gelbhard hat auch die Novemberpogrome im Jahre 1938 hautnah miterlebt und war Zeuge des Brandes der großen Synagoge in der Tempelgasse.
Im Oktober 1942 wird er mit seiner Familie nach Theresienstadt deportiert.
Den entscheidenden Teil seiner Jugend – die Jahre 1942 –1945 verbrachte er im Konzentrationslager. Von den 15.000 im „Vorhof“ der Vernichtung internierten Kinder überlebten nur etwa 200. Ein wesentlicher Teil des Filmes ist diesen Erfahrungen gewidmet. Diese für Nachgeborene unvorstellbaren Qualen und Ängste haben Rudolf Gelbard heute zu dem gemacht, was er heute ist – ein unermüdlicher Kämpfer gegen die Verharmlosung des Nationalsozialismus und für eine objektive Reflexion des Nahostkonfliktes. J. N.
Letzte Änderung: 04.10.2012
Webmeisterin+Redaktion: Mag. Ditta Rudle
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