Allen LeserInnen und InserentInnen
wünscht das Team der
Illustrierten Neuen Welt schöne Feiertage
Jede und jeder, die sich für Israel interessieren oder eine Verbindungen zu diesem Staat haben, bezeichnen und feiern in diesem Jahr einen „runden“ Geburtstag: nämlich 60 Jahre der wieder errungenen jüdischen Unabhängigkeit im Land Israel. Die 2000 Jahre alte Hoffnung des im Exil lebenden Volkes wurde im Jahr 1948 Wirklichkeit. Der Traum, den Theodor Herzl im Jahr 1897 auf die jüdische Tagesordnung gelegt hat, wurde weniger als 50 Jahre später zur Realität. Die Hoffnungen und die Träume alleine genügen aber nicht, um einen Staat aufzubauen. Es waren die Taten und der Aufbau einer erneuerten Gesellschaft im Land Israel, die den Weg zur Unabhängigkeit ebneten. Ein Staat braucht Institutionen wie auch eine gesellschaftliche Grundlage. Obwohl es üblich ist sich auf die „runden“ Jahre zu konzentrieren, erlaube ich mir heute ein nicht „rundes“ Datum zu erwähnen. Im Jahr 1905, also nur acht Jahre nach dem ersten zionistischen Kongress und 43 Jahre vor der Gründung des Staates Israel, wurde das erste hebräische Gymnasium, die „Gimnasia Herzlia“ gegründet. Der erste Kibbutz, Deganiya, wie auch die Stadt Tel Aviv wurden vor 99 Jahren, im Jahr 1909, gegründet. Schon im Jahr 1911 wurde im Land Israel die erste Krankenkasse „Kupat Holim“ institutionalisiert. Die Gewerkschaft, besser bekannt als „Histadrut“, entstand schon 1920 und die technische Hochschule, „Technion“ wie auch die „Hebräische Universität“ begannen ihre Aktivitäten in den Jahren 1924 und 1925. Diese Aufzählung könnte noch viel länger werden. Ich habe nur einige Institutionen gewählt, die alle eins gemeinsam haben: Sie waren und sind bis heute Bausteine im Wiederaufbau des jüdischen Staates in seiner ewigen Heimat. Heute, wenn wir den 60. Geburtstag Israels feiern, sollten wir uns auch an die Fundamente und an die, die sie gelegt haben, denken und uns bei diesen shr praktischen "Träumern" und "Visionären" bedanken … für die Erfüllung eines 2.000 Jahre alten Traumes.
Ich wünsche Ihnen allen ein frohes Pessachfest, dem Staat Israel noch viele Jahre des Erfolgs und des Aufbaus und uns allen wünsche ich Frieden – Shalom
Ihr Dan Ashbel, Botschafter des States Israel
Nach Ende des 1. Weltkrieges begannen Frankreich und England sich die Reste des zerfallenen osmanischen Reiches untereinander aufzuteilen. Zwar hatte England den Arabern, genauer gesagt dem Herrscherhaus der Haschemiten aus Saudi Arabien, als Gegenleistung für den Aufstand gegen das osmanische Reich einen autonomen gesamtarabischen Staat versprochen, aber das galt dann natürlich nach eingefahrenem Sieg nicht mehr. Die Araber mussten sich vielmehr sagen lassen, dass sie für eine Selbstregierung noch nicht reif wären. Frankreich holte sich – mit Militärgewalt – Syrien und trennte davon den Libanon ab, – England holte sich den Irak und Transjordanien, von dem es als Mandatgebiet Palästina abtrennte. Die Grenzen wurden willkürlich nach den Kolonialinteressen der Großmächte am Reißbrett gezogen, überall wurden Marionettenherrscher eingesetzt. Das Mosaik von Völkern, Clans und Religionen, die zuvor in ihrem Hass gegen die Osmanen vereint gewesen waren, sollten nunmehr vereinigt, aber nach dem Prinzip des divide et impera den Hass untereinander pflegen. Nur Saudiarabien konnte sich als autonomer Staat empfinden. Der dort ansässige Clan der Haschemiten beanspruchte aus dem Umstand, dass Mohammed zu den Urvätern gehört hatte, eine besondere Stellung in der islamischen Welt, vor allem als Herrscher über Mekka und Medina. In einem blutigen Massaker in Taif wurden die Haschemiten jedoch nach 1918 von der Familie der al Saudi vertrieben, sie flüchteten in den Irak, von wo sie 1958 ebenfalls vertrieben wurden, und nach Jordanien, wo sie bis heute herrschen. Sie betrachten sich aber immer noch als die rechtmäßigen Hüter der heiligen Stätten. Die Feindschaft zwischen den beiden Familien und Königreichen ist damit zementiert. Jedenfalls war das Pulverfass Naher Osten wohlgefüllt und als dann die meisten Staaten nach dem 2. Weltkrieg die Unabhängigkeit erlangten, begann es programmgemäß immer wieder zu explodieren.
Die chronologische Aufstellung der Entwicklung von Syrien, Libanon, Ägypten, Irak, Jordanien und Saudi-Arabien finden sie in der Ausgabe April / Mai 2008 der "Illustrierten Neuen Welt"
Es ist wohl der bekannteste Zweikampf der Geschichte: Vor rund 2500 Jahren besiegte der Schafhirte David den mächtigen Goliath. Südlich des Elah Tals wiederholte sich in Israel das Gefecht, als vor kurzem eine kleine Umweltschutzbewegung im Streit gegen das Verteidigungsministerium, dem mächtigsten Staatsapparat, die Oberhand behielt. Zig Planierraupen der Armee, die in Israels Negevwüste das Areal für ein neues Ausbildungszentrum planieren sollten, stehen still, nachdem der gemeinnützige Verein „Adam, Teva Vadin“ vor Gericht einen Baustopp erzwingen konnte. Die Richter ließen sich von den Bedenken über potentielle gesundheitliche Schäden überzeugen, denn die Kaserne soll direkt neben einer Sondermülldeponie entstehen. Zum ersten Mal in der Geschichte Israels wurde damit das Kleeblattgrün der Umweltschützer dem Olivengrün der Militärs vorgezogen.
Im von Terror und Krieg gebeutelten Israel genossen bisher Sicherheit und militärische Bedenken Vorrang vor anderen Themen. Doch langsam vollzieht sich im Land ein spürbarer Wandel. Noch bevor der neue Staatspräsident, der Friedensnobelpreisträger Shimon Peres, sein Amt antrat, versammelte er seine engsten Berater in seinem Büro in Tel Aviv und erhob Umweltschutz zum zentralen Thema seiner Amtszeit. Der Vater des israelischen Atomprogramms, der Gründer der Verteidigungsindustrie und Visionär des „neuen Nahen Ostens“ hat das Potential grüner Technologien erkannt. Jetzt will Peres Israel zum größten Freilichtlabor der Welt für umweltfreundliche Entwicklungen machen. Peres geht mit persönlichem Beispiel voran. Schon im kommenden Jahr soll seine Residenz dank Solarenergie Abgasneutral werden, Papier und Wasser lediglich aus Recycling stammen. Peres ist Wegbereiter der Idee, innerhalb weniger Jahre in Israel ein flächendeckendes Versorgungsnetz für Elektroautos zu errichten. Doch nicht nur Peres, auch die Politik hat inzwischen Grün als neue Trendfarbe erkannt: Wir bekommen immer mehr Anfragen von Parlamentariern. Die Umweltlobby in der Knesset, dem israelischen Parlament, umfasst inzwischen mehr als 40 von 120 Abgeordneten, freut sich Scharon Achdut, Sprecher des israelischen Ministeriums für Umweltschutz.
In einem Land, in dem grüne Themen sich nicht einmal als Randthema qualifizieren konnten, herrscht akuter Nachholbedarf. Luftverschmutzung und Zigaretten töten hier viel mehr Menschen als Terror und Krieg, klagt Mossi Ras, Direktor der links-oppositionellen Meretz Partei. Während Deutschland 64 Proeznt des Hausmülls, fast 100 Prozent von Glas und Papier wiederverwertet, liegt der Anteil in Israel bei nur 23 Prozent. Laut einer Studie des Umweltschutzministeriums fallen im Ballungsraum Tel Aviv jährlich 1300 Menschen der Luftverschmutzung zum Opfer. Gleichzeitig ist die reichste Industrienation im östlichen Mittelmehr auch sein größter Verschmutzer. Jedes Jahr leitet die Schwerindustrie mit Erlaubnis der Regierung 140 Tonnen Schwermetall ungeklärt ins Meer. Die meisten Flüsse des Heiligen Landes sind zu stinkenden, lebensgefährlichen Rinnsalen verkommen. Dies wurde 1997 deutlich, als bei einem Sportfest in Tel Aviv eine Brücke über dem Yarkonfluss zusammenbrach. Vier Sportler überlebten den Sturz oder den Kontakt mit dem verschmutzten Wasser nicht, 69 leiden unter teilweise lebenslangen Krankheiten.
Doch die Zeichen stehen auf Fortschritt. Das Unglück über dem Yarkonfluss gab Anstoß, den Fluss im Herzen Tel Avivs zu sanieren. Die Anrainer des Yarkon verstehen endlich, dass der stinkende Bach in ihrem Hinterhof nicht unbedingt eine Mückenplage bedeuten muss, sondern zu kostbarem Kapital werden kann, wenn er richtig genutzt wird, erklärt David Pargament, Direktor der Yarkon Behörde, die für die Sanierung des Flusses im Herzen des Ballungszentrums Tel Aviv verantwortlich ist. Pargament berichtet von einem wachsenden öffentlichen Interesse: Früher waren unsere Konferenzen leer. Jetzt kommen alle Bürgermeister, und sie haben begonnen, mit uns zu kooperieren, so Pargament. Pargament ist es gelungen, von der israelischen Wasserbehörde eine größere Ration für den Fluss zu bekommen. Nachdem der Fluss wegen des intensiven Abpumpens fast austrocknete, fließen dort heute wieder 400 Kubikmeter Frischwasser jede Stunde. Das sind zwar kaum mehr als 1,5 Prozent der ursprünglichen Menge von stündlich 25.000 Kubikmeter, trotzdem sind Teile des 27 Kilometer langen Flusses wieder zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden. Die Entwicklung lässt sich leicht am Wohnungsmarkt ablesen: wurde der Yarkon früher hinter Industriegebieten versteckt, ist der Ausblick auf den wieder auflebenden Fluss zum Verkaufsvorteil für Wohnungen geworden.
Beim Kampf für die Umwelt werden alte ideologische Unterschiede verwischt: arabische und ultranationale Israelis ziehen plötzlich am selben Strang, wenn es um saubere Luft und Wasser geht. So gründete nicht nur die rechts-oppositionellen Likudpartei ein grünes Forum, auch in der linken Oppositionspartei Meretz versucht man neuerdings, sich grün zu profilieren. Studien schätzen, dass in den nächsten Wahlen etwa 12 Mandate auf eine auf Umweltschutz ausgerichtete Partei entfallen werden. Die deutschen „Grünen“ sind unser Vorbild, sagt Mossi Ras von Meretz, die sich jetzt um ein grünes Gütesiegel bemüht. Die Klimaanlagen sollen sparsamer eingestellt und Parteimitteilungen nur noch auf recyceltem Papier gedruckt werden, Plastik ist in den Parteifilialen tabu. Nicht nur im Kampf zwischen Parteien, auch innerhalb der Organisationen ist Umweltschutz zu einem Thema geworden, mit dem junge Politiker sich zu profilieren suchen , erklärt Achdut. War früher militärisches Heldentum wichtigste Vorraussetzung für eine Karriere in der Politik, setzt Nachwuchs wie Mossi Ras oder der Likud Hinterbänkler Gilad Erdan hauptsächlich aufs grüne Ticket, um sich ihren Platz in den Wahllisten zu sichern.
Doch trotz all der Euphorie ist der Weg zur grünen Nation noch lang. Auch wenn der Umweltschutz in den Städten für immer mehr Menschen zum Wahlkampfthema wird, lässt er die breite Bevölkerung noch kalt, wie Berge von Müll bezeugen, die Ausflügler bei Feiertagen in den Naturschutzgebieten hinterlassen. Das Ministerium für Umweltschutz erhält kaum 0,1 Prozent des Staatshaushaltes, in Deutschland ist der Anteil am Budget dreimal so hoch. Den Knessetabgeordneten wurde dieses Jahr angeboten, ihren herkömmlichen Dienstwagen für ein Hybridauto einzutauschen, doch nur zwei Parlamentarier entschlossen sich für den kleineren, umweltfreundlicheren Wagen.
So hat der grüne David in Israel wohl seine erste Schlacht und wichtige Verbündete gewonnen, doch der Weg zum Mainstream ist noch lang. Aber selbst der biblische König brauchte nach gewonnener Schlacht ja noch Jahre, bis er endlich das Zepter in die Hand nahm. Ben Daniel
Zwar spielt die jüdische Religion in der israelischen Gesetzgebung und im Alltag oft eine große und einschränkende Rolle, gerade in der Stammzellforschung ist sie aber äußerst liberal. So haben die Wissenschaftler es in erster Linie ihren Rabbinern zu verdanken, dass Israel in der Erforschung und Nutzung menschlicher Embryonalzellen weltweit eine führende Position innehat. Der Kleinstaat mit seinen 7,2 Millionen Einwohner veröffentlicht pro Kopf doppelt so viele wissenschaftliche Artikel (113 pro eine Million Bewohner) als Deutschland (40 pro eine Million Einwohner), von den zehn wichtigsten Arbeiten im Feld stammen drei aus Israel.
Ein Menschenleben zu retten, und sei es durch wissenschaftliche Forschung, ist eines der wichtigsten Gebote des Judentums, und steht über fast allen anderen Glaubensgesetzen. Medizinische Forschung wird also von Rabbinern grundsätzlich gefördert. Eine der Grundbedingungen zur Menschwerdung ist laut rabbinischer Auslegung die Einpflanzung im Mutterleib. Föten aus künstlicher Befruchtung, so genannte Reagenzglasbabys, genießen deswegen keinen rechtlichen Schutz. Hinzu kommt, dass die jüdische Religion selbst einen Fötus im Mutterleib erst ab dem vierzigsten Tag als ein vollwertiges menschliches Wesen betrachtet. Embryos, die vorher aus der Gebärmutter entfernt werden, haben denselben Status wie auch andere menschliche Zellen, wie Samen und Eizellen: sie dürfen nicht sinnlos verschwendet werden. Ihr Einsatz zur Erforschung menschlicher Erkrankungen wird deswegen von israelischen Rabbinern und Gesetzgebern ihrer Vernichtung vorgezogen. Deswegen gibt es in Israel fast keine gesetzlichen Einschränkungen in der Stammzellforschung. Forscher haben sich in Einstimmung mit dem Gesetzgeber selbst Beschränkungen auferlegt. So bleibt das Klonen von Menschen in Israel verboten, jedes Experiment muss von einem Komitee genehmigt werden. Die Kommerzialisierung menschlicher Embryos, das heißt Handel oder ihr Ankauf, ist ebenfalls untersagt.
Schon vor vierzig Jahren gelang es Leo Sachs vom Weizmann Institut als erstem, Stammzellen im Labor zu züchten. Vor zehn Jahren gelang es Joseph Itzkovitz- Eldor von der Haifa Universität erstmals, Stammzellen von menschlichen Embryos zu isolieren. Zwei Jahre später demonstrierte Benjamin Reubinoff von der Hebräischen Universität in Jerusalem, dass man aus Stammzellen Nervenzellen züchten kann. Ihm gelang es auch ein Jahr später, das Genmaterial von Stammzellen zu verändern. Israelische Forscher arbeiten an der Heilung von Blutkrebs, Diabetes und Parkinson durch die Implantation von Stammzellen, anderen ist es gelungen, Teile von Herzen nachzubilden, um die Überlebenschancen von Opfern schwerer Herzinfarkte zu verbessern.
Schokoguru Oded Brenner
Das Leben in Tel Aviv ist bitter, oder genauer gesagt, zartbitter, denn neuerdings überschwemmt eine braune Welle das Land. Schokolade in jeder nur denkbaren Form ist in aller Munde. Süßmäulern fällt es heutzutage schwer, die wichtigste Verkehrsader Tel Avivs zügig zu durchschreiten: nicht weniger als acht Chocolatiers locken auf den knapp 2.400 Metern der Ibn Gvirol Straße ihre Kundschaft mit sündhaft teuren Pralinen, ganz abgesehen von zahllosen Kaffeehäusern und Bäckereien, die das Angebot mit Schokoladentafeln, kunstvoll dekorierten Kuchen und knusprigen Keksen ergänzen. Doch nicht nur Essen sollen die Israelis ihre Schokolade: längst bieten Luxushotels Massagen in Schokosauce und Peeling mit Kaffeebohnen an, in Seminaren lernt man, den braunen Rohstoff kunstvoll zu gestalten. Schokolade ist eine magische Formel, um willigen Israelis Geld aus der Tasche oder Kalorien auf die Hüften zu zaubern.
Israels Trend zum „Theobroma“, wie Europäer den „Göttertrank“ der Azteken anfangs nannten, bleibt nicht auf Tel Aviv beschränkt: selbst geschichtsträchtige Symbole, wie im ersten Kuhstall des alten Kibbutz Deganiah Beit am See Genezareth, hat sich inzwischen anstelle egalitärer Milchkühe eine elitäre Pralinenfabrik eingenistet. Von Eilat am Roten Meer bis zum „Schokoladenhaus“ an der Grenze zum Libanon geben sich die Israelis ungehemmt einem andauernden Zuckerrausch hin, denn sie haben Aufholbedarf. Israelis verbrauchen mit 3,5 Kilogramm Schokolade im Jahr nur rund 40% des deutschen Konsumenten, oder ein Drittel der Weltspitzenverbraucher in der Schweiz oder Österreich, die sich das Leben jedes Jahr mit stolzen 10 Kilogramm Schokolade versüßen. Doch in Israel ist die Tendenz deutlich steigend: Unsere Einnahmen im Schokoladenmetier steigen jährlich um mehr als 10 Prozent, freut sich Ayelet Goldberg, Sprecherin des größten Milchkonzerns Strauss. Lang wurde der Markt vom legendären „Haschahar Haole“, einem sozialistischen Einheitsprodukt, dominiert. Der undefinierbare Schokoladenaufstrich für hartgesottene Süßmäuler wurde im Winter knochenhart und zersetzte sich in der Sommerhitze in seine Bestandteile.
Zum süßen Sündenpfuhl wurde Israel erst durch einen ungewöhnlichen Kakaopropheten: Ich wollte nur den einfachsten Kurs des Arbeitsamts belegen, um in Ruhe an einem Roman zu arbeiten, sagt Oded Brenner, Israels unangefochtener Schokoguru. Aus dem Kurs wurde eine Leidenschaft. Der erste Chocolatier Israels ließ sich an den besten Adressen Europas ausbilden: vom Konditor Fritz Mayer in österreichischen Landeck ging er zum Zuckerbäcker Georg Maushagen nach Düsseldorf und zu Fouchon nach Paris. Als Brenner nach mehreren Jahren heimkehrte, trat seine Kakaohauskette „Max Brenner“ einen Siegeszug an, der inzwischen von New York bis nach Singapur reicht: „Schokolade ist mehr als nur Nachtisch: sie erweckt in Menschen Assoziationen an die Kindheit, Romantik, Sex. All dem will ich in meinem Spezialrestaurant Ausdruck verleihen“, so Brenner, der seinen Roman noch immer nicht geschrieben hat. Wer nach langem Warten in der Schlange eine der sechs Zweigstellen in Israel betritt, muss seinen Weg zum Tisch an großen Bottichen vorbei navigieren, die genüsslich das braune Gold umrühren und betörenden Schokoladenduft ausströmen.
In Brenners Kielwasser halten nun internationale und israelische Chocolatiers im Heiligen Land Einzug und suchen sich einander in Originalität und Preisen zu übertreffen. Auf der Ibn Gvirol Straße blättert man einen Euro pro Praline hin, die wahlweise mit Chilli, Rosenwasser, Salz oder arabischer Petersilie gewürzt sein kann. Kaffeehäuser servieren heißen Schokoladenkuchen als Standardnachtisch, der von entnervend schlanken Kellnerinnen auf großen Tellern mit Vanilleeis serviert wird, auf denen der cremig-samtige Teig vor sich hin dampft.
Bei all dem Überfluss grenzt es an ein Wunder, dass noch jemand unbeherrschbare Nostalgie für den „Haschahar Haole“ zu empfinden scheint. Doch der vielleicht größte Mundraub der Geschichte lieferte letzte Woche in Haifa den Beweis für die Existenz des Nostalgikers: Unbekannte stahlen aus dem Werk fünf Lastwagenladungen mit 100 Tonnen des klebrigen Aufstrichs. Die Polizei fahndet noch
nach den Verdächtigen. Die dürften in wenigen Monaten an ihren Bäuchen erkennbar sein. Gil Yaron
Laut westlichen Medienberichten ist die arabische Fernsehstation Al Jazeera ein Pionier der Pressefreiheit in der arabischen Welt. Als Beweis dafür wird die Tatsache erwähnt, dass ihre Büros oft geschlossen wurden und ihre Journalisten in einem Teil der arabischen Welt schikaniert werden.
Doch wie das hier geschilderte Beispiel zeigt, haben in Wirklichkeit Islamisten das Sagen in der Redaktion.
Das in Washington befindliche Middle East Media Research Institute (MEMRI) ermöglicht den Arabisch und andere nahöstliche Sprachen nicht sprechenden Menschen die Medien dieser Länder kennen zu lernen. Besonders interessant und lehrreich sind ihre Videoclips.
Lesen Sie den gesamten von Karl Pfeifer übersetzten und redigierten Artikel in der aktuellen Ausgabe: April / Mai 2008 der "Illustrierten Neuen Welt"
Ein Einzelgänger, Rabbiner, Mystiker, Philosoph, Dichter und Politiker, ein Mensch, der hautnah an den alltäglichen Ereignissen des Lebens war, der aber im selben Augenblick in die höchsten Höhen der menschlichen Erfahrung des Göttlichen erhoben wurde. Einer, der sich tragen ließ – al kanfei hasche-china, auf den Flügeln der Einwohnung Gottes –, und ein Mensch, der in den tiefsten Tiefen der menschlichen Verzweiflung den göttlichen Funken suchte. Das aber wohl wichtigste und auffallendste Element seiner Lehre ist, dass in ihr sein Leid und seine Freude aufs engste verbunden sind sowohl mit der Freude der Welt und der Menschheit, als auch mit dem Schmerz der Welt, der ihn im Tiefsten seiner Seele betrifft. Er selbst ist es, der als kleinster Teil dieser Welt das Ganze zusammenhält, und dies ist nach Rav Kook möglich, da der Mensch, weil er als Gottes Ebenbild geschaffen ist, das Heilige mit dem Profanen zu verbinden vermag. Die Trennung des Menschen von Gott, der Welt von Gott ist für Rav Kook der Grund des Schmerzes, und die Sehnsucht nach der Erlösung findet so ihre Quelle in der Hoffnung auf die Einheit, auf die Wiedervereinigung von Gott und Mensch, von Gott und Welt. Dieses Element macht ihn zum Mystiker, der die Synthese sucht, der den Abgrund, der sich immer wieder auftut in der Welt, in jeder Hinsicht zu überbrücken versucht. So ist sein Schicksal das Schicksal der Welt und des jüdischen Volkes, wie auch das Schicksal der Welt und des Volkes sein Schicksal ist. Alles ist verbunden, das Oben und das Unten, das Innen und das Außen, der Himmel und die Erde. So steht im Mittelpunkt der Lehre des Rav Kook das Land Israel – als Eretz (hebr. Erde) Israels –, als der Ort, wo alle Gegensätze aufgehoben sind und die gesamten Lebenskräfte in einer großen Symphonie zusammenwirken.
Lesen Sie den gesamten Artikel in der Ausgabe: April / Mai 2008 der "Illustrierten Neuen Welt"
Dass die Welt so aussieht wie sie eben aussieht, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sich zu wenige Menschen einmischen. Oder zumindest die falschen. Das Wienerische „es muss was g´schehn“ endet zu oft in der resignierenden Diagnose „Da kann man halt nichts machen“ – und die Falschen bleiben wo sie sind, nämlich in den Kommandoständen, Chefsesseln, Vorsitzenden- und Präsidentensesseln.
Damit wollte sich Alexander Friedmann eben nicht abfinden, also hat er sich eingemischt. Darüber waren nicht immer alle glücklich, müssen sie aber auch keineswegs sein. Wer „die Richtigen“ und „die Falschen“ sind, darüber hatte Alexander Friedmann sehr konkrete Vorstellungen. Meistens auch zutreffende.
Dass sein Bemühen um sinnvolle Veränderung von vielen, sehr vielen Menschen geschätzt wurde, manifestierte sich an jenem 1. April, als hunderte Freunde und Bekannte gekommen waren, um ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten.
Einem Weg, der durch stetes Eintreten gegen Intoleranz und Antisemitismus geprägt war – eine Haltung, die auch aus Alexander Friedmanns Lebenslauf verständlich wird. Das „Migrantenkind“ wurde 1948 in Bukarest geboren und besuchte in Wien Schule und Universität. Schon in dieser Zeit widmete sich Friedmann im Umkreis von Simon Wiesenthal dem Kampf gegen Antisemitismus.
Das Eintreten für Minderheiten blieb ein dominierendes Thema in seinem Leben: Als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie und Assistenzprofessor am AKH leitete er eine Spezialambulanz für Transkulturelle Psychiatrie – ein Bereich, der im aktuellen Umfeld immer bedeutender wird und in dem Friedmann Bahnbrechendes leistete.
Dies tat er auch mit der Gründung von „Esra“, einem Beratungs- und Therapiezentrum, in dem vor allem jüdische Mi-grantinnen und Migranten sowie Opfer des Holocaust Rat und Hilfe finden können.
Das von ihm initiierte Jüdische Berufliche Bildungszentrum (JBBZ) ermöglichte es schon zahlreichen jüdischen Einwanderern, entsprechend qualifiziert auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Auch in der Leitung der Kultusgemeinde zählte Alexander Friedmann zu den zentralen Persönlichkeiten – er gehörte seit 1983 dem Vorstand der IKG an.
Auch das „offizielle Österreich“ schätzte seine Tätigkeit: Ass.Prof. Dr. Friedmann war Mitglied der Ethikkommission der Stadt Wien und Träger des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich sowie anderer Ehrungen. Sein plötzlicher Tod ist ein Verlust für uns alle. f. c. bauer
Jeder der Ghettokämpfer wusste, dass es nichts zu gewinnen gab außer den Tod. Doch diese Juden wollten sich ihren Tod erkämpfen. Sie wollten sich zumindest eine Art letztes menschliches Recht vorbehalten: zu bestimmen, wie sie sterben müssten: als freie Menschen. (Paul Spiegel)
Der Aufstand im Warschauer Ghetto war das größte militärische Widerstands-Unternehmen der Juden im nationalsozialistisch beherrschten Europa. Außerdem war er die erste Massenrevolte.
Seine Botschaft ging weit über die Mauern des in Ruinen gelegten Ghettos hinaus. ( Leni Yahil, Historikerin)
Am 19. April 1943, dem Tag des jüdischen Pessachfestes – heuer deckt sich das Datum genau – leben nur noch rund 56.000 Menschen in Warschaus so genanntem „jüdischen Wohnbezirk“. Ziel Himmlers ist es, die Stadt für Hitlers Geburtstag einen Tag später „judenfrei“ zu präsentieren. Doch rund 750 spärlich bewaffnete Kämpfer setzen sich gegen die Übermacht zur Wehr. Sie haben Waffen ins Ghetto geschmuggelt oder sie in Handarbeit selber zusammengebaut. Der Aufstand kommt für die Besatzer dermaßen überraschend, dass in den ersten Tagen vor allem deutsche Soldaten getötet werden. Den jüdischen Kämpfern gelang es fast einen Monat lang die Deutsche Wehrmacht in Schach zu halten. Der Widerstand der Kämpfer ist zeitweise derartig heftig, dass die Deutschen sogar einmal erfolglos mit weißen Tüchern um einen 15-minütigen Waffenstillstand bitten. Die Besatzer müssen alle Register ziehen, um der Lage Herr zu werden: Sie setzen das aufständische Bürstenmacher-Gebiet mit Flammenwerfern in Brand, und der eigens herbeigeorderte SS-Generalleutnant Stroop befiehlt den Angriff der Luftwaffe, der fast alle Häuser zerstört. Erst fast einen Monat später, Mitte Mai 1943, hat die SS es geschafft, den ersten Aufstand in einer von den Deutschen besetzten Stadt endgültig niederzuschlagen. Die in Armut und Hungersnot lebenden Juden haben lange gegen die Besatzer ausgehalten – danach liegt das Ghetto in Schutt und Asche, und die meisten Bewohner sind getötet. Insgesamt forderten die Kämpfe 12.000 Opfer. Weitere 30.000 Menschen wurden nach den Kämpfen erschossen, 7.000 in Vernichtungslager transportiert. Nur wenige jüdische Kämpfer haben überlebt.
Das Polnische Institut in Wien gedenkt dieses Jahrestags mit zahlreichen Veranstaltungen. So ist eine sehenswerte und beklemmende Ausstellung an der Universität Wien des Warschauer Ringelblum Archivs zu sehen, in der Dokumente und Exponate des Warschauer Ghettos gezeigt werden. Oneg Shabat, eine im Untergrund wirkende Gruppe um den Historiker und Ghettobewohner Emanuel Ringelblum, nennt sich diese Präsention, die noch bis 15. Mai zu sehen ist.
Berühmte Kraukauer Juden des 19. und 20. Jahrhunderts werden im Polnischen Institut am Gestade bis 30. April zu sehen sein. Schon im 14. Jahrhundert haben sich Juden, aus den Verfolgungen im Deutschen Reich fliehend, in Polen angesiedelt und von Köng Kasimir große Privilegien erhalten. Noch kurz vor dem 2. Weltkrieg war ein Viertel der Krakauer Einwohner jüdisch. Die Ausstellung dokumentiert ein reges jüdisches Leben und zeigt Fotos von namhaften Künstlern, Wissenschaftern und Politikern und unterstreicht den großen Beitrag der jüdischen Bevölkerung am polnischen
Kultur- und Geistesleben.
ine Vortragsreihe widmet sich der Erinnerungskultur und dem historischen Gedächtnis, wobei auf ein besonders für Österreich interessantes Thema – dem Beitrag österreichischer SS-Führer an der Liquidierung des Warschauers Ghettos – hingewiesen werden soll.
Die Künstlerin Dwora Barzilei gestaltete
das Mahnmal für vertreibene Mediziner/innen
Zwei Drittel der Wiener Ärzte und die Hälfte der Lehrenden der Medizin-Uni verloren infolge der Nazi-Gesetze innerhalb kürzester Zeit ihre Stelle. 3200 Ärzte, 65 Prozent der Wiener Mediziner, und 54 Prozent der Hochschullehrer wurden vertrieben. Ein Mahnmal in Form eines metallenen Buches, gestaltet von Dwovra Barzilei im Innenhof des ehemaligen AKH soll nun an den unermesslichen Verlust erinnern. Ich habe mich für ein Buch entschieden, weil ein Buch nicht nur das jüdische Volk symbolisiert, das auch als "Volk des Buches" bezeichnet wird, sondern weil es auch die Wissenschaft symbolisiert. In diesem Buch sind einige Seiten zerrissen, um an die Lehrer und Studenten zu erinnern, die aus ihrem Leben gerissen und vertrieben wurden, meint die Künstlerin.
Rektor Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schütz wies in seiner Ansprache auch auf das jahrzehntelange Schweigen über den erzwungenen Exodus der jüdischen Intellektuellen hin. Wissenschaftsminister Hahn sah es als eines der größten Versäumnisse der Zweiten Republik, dass man die Vertriebenen nicht wieder aufforderte nach Österreich zurückzukehren. Gelebte Verantwortung ist, derer zu gedenken, die soviel an unermesslichem Leid auch aus der Hand vieler Akademiker, die sich an dem Ungeist und der Unmenschlichkeit der damaligen Zeit beteiligt haben, ertragen mussten, betonte Univ.-Prof. Dr. Arnold Pollak, Vorsitzender des Senats der Medizinischen Universität Wien, Vorstand der Univ.-Klinik für Kinder und Jugendheilkunde.
In einem persönlichen Bericht erinnert sich Zeitzeuge Ari Rath:
Mit den vielen Träumen und Hoffnungen, die am 11. März 1938 über Nacht für mich zusammengebrochen sind, war auch meine Erwartung, an der Universität Wien Medizin oder Jus zu studieren, wie viele tausende jüdische Studenten vor mir. Die Frage wäre gewesen, ob ich den Numerus clausus hätte überwinden können, den es schon lange vorher in Österreich gegeben hat.
Obwohl ich 12 Jahre jünger war als die vier jüdischen Medizinstudenten und Studentinnen, die nach langem Zögern des Nazi-Unterrichtsministeriums am 21. Juli 1938 zu einer sogenannten „Nichtarierpromotion" zugelassen wurden, kannte ich drei von denen:
Adolf (Dolfi), heute Daniel, Brunner, Ephraim Racker, und Franzi Weiss. Die vierte war Gerda Skalitzer, Tochter des berühmten Röntgenologen Professor Skalitzer.
Zur Zeit seiner Promotion war Dolfi Brunner Vorsitzender der Leitung der zionistischen Jugendbewegung „Makkabi Haza’ir“ – der junge Makkabäer, wo ich ihn das erste Mal, kurz nach dem Anschluss, getroffen hatte. Er begann seinen Beruf als Arzt erst einige Jahre später in Palästina auszuüben, nachdem er vorerst bei der Organisation für illegale Einwanderung nach Palästina –Alijah Bet – tätig war und den Kibbuz Sra’im-Dovrat mitgegründet hatte.
Prof. Daniel Brunner lebt heute, 95 Jahre alt, in Tel Aviv. Er hat von mir mit großer Genugtuung erfahren, dass die Enthüllung eines Denkmals in Gedenken an die vertriebenen jüdischen Mediziner stattfindet. Er ist heute leider erblindet, aber noch mit scharfem Sinn und sehr gutem Gedächtnis. Er wollte nur sagen, dass es ihm gelungen sei, ein renommierter Professor in Israel zu werden, der in seinen Forschungen viel zur Entdeckung des guten Cholestorins beigetragen hat. Anlässlich seines 90. Geburtstags vor fünf Jahren wurde das Institut für Physiologische Hygiene im großen Medizinzentrum in Tel Aviv nach ihm benannt.
Ephraim Racker, auch Jahrgang 1913, wurde ein weltberühmter Biochemiker, der wesentlich zur Forschung für die Heilung von Krebs beigetragen hat. Während seiner vieljährigen Tätigkeit in den Laboren der Stadt New York in der Cornell Universität in Ithaca, im Staat New York, galt er als einer der „drei Giganten# in diesem Gebiet der Wissenschaft und war 1978 ein Anwärter des Nobel-Preises. 1979 erhielt er den hochangesehenen Harvey Preis des Haifa Technions, in „Anerkennung seines grundsätzlichen Beitrags zu dem Verstehen des komplizierten Prozesses einer Korrektur der metabolischen Verzerrungen in erkrankten Zellen“.
Ich kannte Ephraim (Efi) Racker seit meiner Kindheit. Er war wie ein Mitglied unserer Familie in Wien, mit seinen täglichen Nachmittagsbesuchen als Erzieher und Nachhilfelehrer meines drei Jahre älteren Bruders Meshulam (Maxi). Franzi Weiss promovierte gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Efi Racker, den sie kurze Zeit vor ihrer Emigration nach England und den USA heiratete. Sie war viele Jahre als Ärztin tätig und war eine wichtige und ständige Hilfe für ihren Mann. So hat auch die kleine „Nichtarierpromotion“ im Juli 1938 zwei bedeutende medizinische Wissenschaftler gekürt, die von der Stadt ihres Studiums vertrieben wurden.
Letzte Änderung: 22.04.2012
Webmeisterin+Redaktion: Mag. Ditta Rudle
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