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Am Ende allein

Für 342 philippinische und 380 österreichische Friedenshüter ist der syrische Bürgerkrieg bald vorbei. Seit 1974 überwacht die UNDOF, eine Truppe aus rund 1000 Soldaten aus Österreich, den Philippinen, Indien, Moldawien und Marokko den Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien.

Doch nachdem in den vergangenen Wochen zwei Mal UNO-Soldaten von Rebellen entführt wurden und nun Granaten auf das Hauptquartier der Truppe fielen und zwei Personen verletzten, zieht Wien seine Soldaten ab. Manila dürfte bald nachziehen. Die dreimonatige Wartezeit, die laut UNO-Richtlinien Gelegenheit bieten soll, um für Ersatz zu sorgen, will Österreich nicht einhalten. Unter den gegebenen Umständen will man sich sofort aus dem Staub machen. Der UNDOF gebührt ein wichtiger Platz in der Geschichte des Nahen Ostens. Mit ihrer Hilfe stellten die Vereinten Nationen sicher, dass eine Pufferzone zwischen Israel und Syrien demilitarisiert blieb. Sie fungierte als Kommunikationskanal zwischen Jerusalem und Damaskus, trug so zur Deeskalation bei und verhinderte gefährliche Grenzzwischenfälle. Doch selbst dieser relativ erfolgreiche internationale Einsatz demonstriert letztlich nur, weshalb Israel der Idee, die Meinungsverschiedenheiten mit seinen arabischen Nachbarn mit Hilfe internationaler Sicherheitsgarantien zu überbrücken, mit großer Skepsis gegenübersteht. Denn letztlich scheiterte bisher jeder UNO-Einsatz an Israels Grenzen, flüchteten die Blauhelme sofort, sobald sie einem entschlossenen Gegner gegenüberstanden.

Wie bereits im Mai 1967, als Ägyptens Präsident Gamal Abdel Nasser die UNEF in offener Verletzung internationaler Vereinbarungen aus dem Sinai auswies und Truppen an Israels Südgrenze konzentrierte. Die UNO folgte Nassers Anweisung, statt zu protestieren. Daraufhin entschloss Israel sich wenige Wochen später zum Präventivschlag – der Sechs-Tage Krieg. Heute befindet sich die MFO, eine neue internationale Truppe, im Sinai, um den Friedensvertrag zwischen Kairo und Jerusalem zu überwachen. Das schafft zwar Vertrauen und offene Kommunikationskanäle zwischen beiden Regierungen und Armeen, für Frieden und Sicherheit sorgen die Beobachter aber noch lang nicht. Im zunehmenden Sicherheitschaos der Halbinsel werden sie immer wieder zum Ziel und Opfer der Übergriffe frustrierter Beduinenstämme, die die internationale Präsenz nutzen, um mit Entführungen oder Angriffen Druck auf ihre eigene Regierung auszuüben. Dieser Ablauf erweist sich als beispielhaft für die Effektivität anderer internationaler Beobachter an Israels Grenzen.

So wurde die UNIFIL 1978 im Libanon geschaffen, um Israels Rückzug aus dem Süden des Landes zu überwachen und danach für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Doch Resultat war nur, dass die PLO sich in Südlibanon etablierte und ihn zum Ausgangspunkt für Terrorangriffe auf den Judenstaat machte. Die führten 1982 zum Ausbruch des ersten Libanonkriegs. Der zweite Libanonkrieg 2006 endete mit einem noch stärkeren Mandat für eine UNIFIL II. Die konnte jedoch trotz eines klaren Auftrags vom Weltsicherheitsrat nicht verhindern, dass der Iran und Syrien im völligen Widerspruch zur UNO-Resolution 1701 die Hisbollah-Miliz wieder aufrüsteten. Inzwischen soll diese über mehr als 100.000 Raketen verfügen, die jeden Punkt in Israel erreichen können. Nun verschwindet auch die internationale Präsenz auf den Golanhöhen just in dem Augenblick, an dem sie zur Sicherung der Waffenstillstandslinie am dringendsten notwendig wäre.

Wer in Israel lebt, sieht das mit einer Mischung aus Sorge, Neid und grimmigem Zynismus. Sorge, weil Terrorangriffe auf den Golanhöhen und somit eine Eskalation an der Nordgrenze immer wahrscheinlicher werden. Neid, weil acht Millionen Israelis im Gegensatz zu den 342 Philippinen dazu verdammt sind, hier wohnen zu bleiben, selbst wenn die Region angesichts der Umbrüche in der arabischen Welt dauernd unberechenbarer und gefährlicher wird. Und grimmigem Zynismus, weil ein Diktum sich hier immer wieder zu bewahrheiten scheint: Wenn es hart auf hart kommt, dann können die Israelis sich nur auf sich selbst verlassen. Nach all den Explosionen ist vielleicht verständlich, warum sie so schlecht auf andere hören, die ihnen gute Ratschläge geben wollen, wenn es um ihre Sicherheit geht.

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