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Amos Oz – Die mahnende Stimme

4. Mai 1939 – 28. Dezember 2018

Seinen 80. Geburtstag hat Amos Oz, geboren als Amos Klausner, Schriftsteller, Journalist und politischer Aktivist nur knapp verfehlt. Er zählt heute zu den meist übersetzten Autoren Israels, der unzählige internationalen Ehrungen, wie den Friedenspreis des deutschen Buchhandels, den Israel-Preis, den Goethepreis und viele andere, sowie zahlreiche Ehrendoktorate erhielt. Darüber hinaus war er über viele Jahre als Professor für hebräische Literatur an der Ben-Gurion-Universität  in Be’er Scheva tätig. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit wurde Oz auch als politischer Journalist und Aktivist bekannt, wobei sein Hauptinteresse dem Nahostkonflikt galt. In diesem Zusammenhang galt er als prominenter Befürworter einer „Zwei-Staaten-Lösung“ und war Mitbegründer der Friedensbewegung Peace Now. Sein literarisches Werk umfasst eine Reihe von Romanen, Erzählungen, Essays und Kinderbüchern, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden. Amos Oz wurde im Jerusalemer Stadtviertel Kerem Avraham, das hauptsächlich von osteuropäischen Einwanderern bewohnt war, geboren und wohnte zuletzt in Arad in der Negev-Wüste. Er war der Großneffe des zionistischen Gelehrten Joseph Gedalja Klausner. Seine Großeltern flüchteten 1917 von Odessa nach Vilnius und wanderten 1933 von dort mit ihrem Sohn Jehuda Arie (1910 –.1970), Amos’ Vater, nach Palästina aus. Seine Mutter Fania Klausner, geborene Mußmann (1913 –1952), kam 1934 nach Palästina. Ihr Selbstmord hat den erst 13jährigen Knaben sehr getroffen. Eine Kindheit, geprägt vom seelischen und körperlichen Untergang der Mutter – davon erzählt Amos Oz auch in seinem 2002 erschienenen Roman Geschichte von Liebe und Finsternis. Zugleich ist dieser Roman eine Geschichte voller Geschichten – Oz beschreibt die Euphorie über den eben gegründeten Staat Israel und den folgenden Enttäuschungen und Kriegen, an denen er auch teilnahm. Von einem Buben, der das Schreiben und die Bücher als Rettung entdeckt. Von der Geschichte seiner Vorfahren in Osteuropa, aber auch die schmerzvollen Gefühle des Kindes, das die Leiden der Mutter mitansehen muss und sie nicht versteht. Das ist keine literarische Begegnung mit der Mutter, es ist vielmehr der Versuch einer Begegnung zwischen dem alten Mann – dem Erzähler – und dem Kind, das er einmal war, und dessen Schmerz er nicht los wird. 2007 kam Amos Oz auf Einladung von Rudolf Scholten zum Literaturfestival nach Heidenreichstein und beeindruckte das zahlreich erschienene Publikum mit seiner Bescheidenheit und treffsicheren Analysen.
Oz liebte die Poesie und mied das Pathos. Literarische Charaktere dienten ihm nicht als politische Botschafter, sondern bewahrten sich ihre Widersprüchlichkeit. Immer wieder betonte Oz, wie wichtig in Konflikten Kompromissfähigkeit ist. Diese hielt er keineswegs für eine Form der Schwäche oder eine Art der Kapitulation
Sein letzter öffentlicher Auftritt war 2016 beim Begräbnis des ehemaligen israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres und er kommentierte damals: „Und weil Israelis und Palästinenser nicht auf einmal zu einer einzigen glücklichen Familie werden können und zu Flitterwochen ins Doppelbett springen, müssen wir dieses Haus in zwei Wohnungen teilen. Doch wo sind heute die mutigen und klugen Politiker, die genau das zustande bringen?“                                                 

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