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Barbara Prammer

Ein Mensch ging von uns

Tief erschüttert traf mich die Nachricht vom Ableben von Barbara Prammer in Israel. Wenn nicht ganz unerwartet, so trat der Tod doch sehr schnell nach Bekanntwerden ihrer Krankheit ein.

Bewundernswert, wie sie diesen Schicksalsschlag mutig und stark ertrug, dies war der Eindruck den sie öffentlich vermittelte. Österreich hat mit ihrem Ableben nicht nur eine der führendsten und profilierten Persönlichkeiten dieses Landes verloren, sondern was heute bei Politikern immer seltener vorkommt, eine echte Demokratin, die ehrlich und offen ihren Weg gegangen ist. Voller Stolz darf ich sagen, dass sie unserer Publikation und mir sehr nahe stand, wie überhaupt sie dem Thema Vergangenheit mit viel Sensibilität und Mitgefühl begegnete. Ihr Einsatz gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Ausgrenzungen war aufrichtig und unerschütterlich.

Als Ehrenpräsidentin der Österreichischen Freunde von Yad Vashem setzte sie sich stets für die Anliegen der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte ein und unterstützte den österreichischen Freundeskreis mit großem persönlichem Engagement. Außerdem wurde sie auch für ihren Einsatz von Bnei Brith geehrt. Barbara Prammer strahlte bei allem, was sie vertrat nicht nur Kompetenz aus, sondern man fühlte auch ihre Empathie und Authentizität. Sei es ihr Eintritt für Frauenrechte, für Minderheiten sowie für demokratische Werte.

Ihre beachtenswerte Karriere war ihr nicht in die Wiege gelegt. 1954 in Ottnang in Oberösterreich geboren, wuchs sie in einer sehr konservativen Umgebung auf. „Wer das Ziel nicht kennt, wird den Weg nicht finden” – dieses Zitat von Christian Morgenstern wählte Barbara Prammer als Titel ihrer Autobiografie, die 2011 erschien. Prammer brach mit Konventionen, in dem sie studierte und eine politische Laufbahn einschlug, aber auch als sie bei der Matura im sechsten Monat schwanger war und nicht heiratete. Damals wurde die Volljährigkeit auf 19 Jahre herabgesetzt, wodurch Prammer nicht mehr bei den Eltern mitversichert war. Eine harte Zeit für die junge Frau, die sie in frauenpolitischer Hinsicht geformt hat. Sie durchbrach die Traditionen ihres bäuerlichen Umfeldes – besuchte die Handelsakademie in Vöcklabruck und studierte Soziologie in Linz. Sie begann ihre Ausbildung am heimatlichen Gemeindeamt und wurde auch politisch aktiv. Aufstiegschancen als Frau hatte sie damals dort nicht und so beschloss sie, Soziologie zu studieren. 1991 zog ­Prammer als Abgeordnete in den oberösterreichischen Landtag ein und 1997 wurde sie in die Bundesregierung berufen, wo sie drei Jahre das Amt der Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und Konsumentenschutz bekleidete. Weiters übernahm sie den Vorsitz der SPÖ-Frauen. Seit 2006 war Barbara Prammer Nationalratspräsidentin und somit die erste Frau an der Spitze des österreichischen Nationalrates. Aus dem Buch geht deutlich hervor, wie sehr sich Prammer gegen Diskriminierung und für Gleichbehandlung und Integration einsetzte.

Eine großartige und ganz außerordentliche Persönlichkeit – ein Mensch den alle vermissen werden, ganz besonders diejenigen, die sie persönlich kannten und schätzten.          

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