Am Vorabend des 70. Jahrestages der Kapitulation des Naziregimes luden die österreichischen Freunde des Beit Hatfutsot – Diaspora Museum in Tel Aviv, unter dem Ehrenschutz des israelischen Botschafters Zvi Heifetz, zu einem Gala Dinner ins Palais Schönburg ein. Eine hochrangige Delegation aus Israel – ca. 30 Freunde des Museums – bewunderten das herrliche Ambiente des Palais Schönburg und genossen die Begegnung mit den österreichischen Freunden. Bundespräsident Heinz Fischer, der nur zum Cocktail gekommen war, da er anlässlich dieses historischen Datums Gäste aus dem Ausland zu bewirten hatte, ließ sich gerne mit den Gästen aus Israel fotografieren.
In ihrer Eröffnung wies die Vorsitzende der Freunde, Joanna Nittenberg, auf dieses historische Datum hin und betonte, dass es den Nationalsozialisten nur fast gelungen ist, das europäische Judentum zu vernichten – sechs Millionen darunter eine Million Kinder wurden ermordet. „Den heutigen Abend sehe ich als Beweis der unerschütterlichen Lebenskraft des Judentums“, meinte sie. In Israel habe man heute den Eindruck als präsentierte sich in diesem kleinen Land die ganze Welt. Unglaublich was ein Land, vorwiegend aus Flüchtlingen bestehend, in dieser relativ kurzen Zeit alles geleistet hat. Wissenschaftliche Errungenschaften Israels helfen – unter anderem in den Bereichen Umwelt, Landwirtschaft und Computersicherheit – das Leben auf der ganzen Welt zu verbessern.
Das Beit Hatfutsot – Diaspora Museum wurde 1978 auf Initiative von Nachum Goldmann, langjähriger Präsident des Jüdischen Weltkongresses, gegründet und befindet sich auf dem Campus der Universität Tel Aviv. Ziel war und ist es, jüdische Erfahrung aus dem Exil nach der Zerstörung des Ersten Tempels vor 2.600 Jahren bis zur Gegenwart zu zeigen. Darüber hinaus will das Museum jüdische Identität präsentieren und stärken. Sechs Themen oder „Tore“, wie es das Museum nennt, dienen zum besseren Verständnis jüdischer Erfahrung in der ganzen Welt: Familie, Gemeinschaft, Glauben, Kultur, das jüdische Volk unter den Völkern, und die Rückkehr in das Land Israel.
Die Ausstellung nimmt den Besucher auf eine Reise in vergangene Zeiten und diverse Kulturkreise mit und weist auf den vielseitigen jüdischen Beitrag zur Menschheitsgeschichte hin. Bemerkenswert ist die Wechselwirkung zwischen der jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft, in der sie lebten; deren Einfluss auf die Aufnahmegesellschaft und umgekehrt. Im Zusammenhang mit dem massiven Wandel in der heutigen Zeit wird der Besucher eingeladen, die große Kreuzung in der Geschichte des jüdischen Volkes zu erleben: Emanzipation und Aufklärung. Ein besonderes Highlight ist das jüdische Genealogie-Zentrum, wo man Familiengeschichte im Computer erforschen kann. Nach Eintippen des Familiennamens und der Herkunftsorte kann man den Ausdruck mit nach Hause nehmen. 2005 hat die Knesset (das israelische Parlament) das Museum zum „Nationalen Zentrum der jüdischen Gemeinden in Israel und weltweit“ nominiert. Das Museum lädt Besucher aus der ganzen Welt ein, das Judentum und ihre Geschichte zu entdecken. Derzeit befindet sich Beit Hatfutsot in einem umfassenden Erneuerungsprozess, das seine Höhepunkte im Jahr 2016 mit der Errichtung eines neuen Flügels und des neuen Museums, das voraussichtlich im Jahr 2018 eröffnet wird, hat.
Generaldirektor des Museums Dan Tadmor unterstrich die Bedeutung des Museums und die Notwendigkeit sich heute mit modernen Mitteln darzustellen, daher sei eine Modernisierung wichtig, um auch den kommenden Generationen sowohl die Geschichte, als auch die Gegenwart näher zu bringen.
Drei Filme markieren die Vielseitigkeit dieses Museums. Auf Initiative von Moshe Jahoda wurde ein naturgetreues Modell der Turnersynagoge, die 1938 während des Novemberpogroms zerstört wurde, errichtet. Dieses Projekt wurde vom Zukunftsfonds der Republik Österreich, Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und der Stadt Wien finanziert. Historiker, Architekten und Handwerker unter der Aufsicht von Enia Kupfer, der Vertreterin für das Museum in Europa, arbeiteten drei Jahre lang an der Errichtung dieser hervorragend gelungenen Nachahmung. Sehr berührend eine Generationen übergreifende Dokumentation einer Einwanderin, die versucht, ihrem Enkel die Bedeutung eines Heimatgefühls zu vermitteln. Sehr passend der darauf folgende ergreifende Vortrag von Generalmajor Eitan Ben-Eliahu, der auf die Notwendigkeit hinwies, die aus verschiedensten Teilen der Welt stammenden Menschen bei Wahrung ihrer Identität zu fördern und entsprechend zu integrieren, nachdem die Unterschiede mitunter sehr groß erscheinen. Bildung, Aufklärung und Toleranz können zum gegenseitigen besseren Verständnis beitragen. Das Museum erfüllt diese Aufgabe perfekt. Auch Daniel Kapp wies auf die Vielfalt in Israel hin, einem Land in dem sich die unterschiedlichsten Kulturkreise begegnen und lernen müssen, einander zu respektieren. Ein hervorragendes musikalisches Programm, gestaltet von Paul Gulda, verlieh diesem Abend ein hohes künstlerisches Niveau. Unter anderen wurden Lieder von Else Lasker-Schüler auf Deutsch und auch in Hebräisch, in der Übersetzung des bekannten israelischen Lyrikers Nathan Zach, von der israelischen und in Wien lebenden Künstlerin Shira Karmon vorgetragen. Als Zugabe sang Shmuel Barzilai die quasi Nationalhymne Israels Jerushalim shel Zahav. Von allen Anwesenden sehr gepriesen wurden die ausgezeichneten, von Joshua‘s Catering sehr liebevoll zubereiteten Gerichte. Ein sehr erfolgreicher Abend, bei dem sich die 150 erschienen Gäste nicht nur hervorragend unterhielten, sondern auch viel Informationen über dieses einzigartige Museum erhielten.
Mehr Fotos vom Gala Dinner von Petra Paul auf Flickr
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