Als im Zuge des Arabischen Frühlings der Aufstand gegen das Assad-Regime in seinen Anfangstagen war, gingen Hunderttausende Syrer und Syrerinnen für ein besseres Leben auf die Straße und forderten das Ende von Bashar-Al-Assads Terrorherrschaft.
Bereits seit Beginn der Proteste verfolgte das Assad-Regime die Strategie, die Entschlossenheit der überwiegenden Bevölkerungsmehrheit militärisch zu brechen und mittels barbarischer Methoden Terror und Schrecken zu verbreiten. Dutzende syrische Kleinstädte sind seit Monaten vom Zugang zu elementaren Lebensmitteln abgeschnitten. Ganze Städte wurden durch den Einsatz von Streubomben systematisch in Schutt und Asche gelegt. Im Sommer 2013 verübte das Assad-Regime in der Region Ghouta nahe Damaskus eine Reihe von Giftgasanschlägen, wodurch mehr als 1.000 Menschen ermordet wurden und unzählige mehr aufgrund von neurotoxischen Reaktionen behandelt werden mussten. Obwohl Assad seit Beginn der Proteste behauptet, ein Garant für Sicherheit zu sein, hat der Konflikt die gesamte Levante destabilisiert. Während Syrien zu Beginn der Proteste zwanzig Millionen Einwohner zählte, waren bis dato ca. zwölf Millionen davon gezwungen ihr Haus zu verlassen, wovon acht Millionen „Internal Displaced People“ sind, also innerhalb Syriens ausharren. 4 Millionen leben im Libanon, Jordanien oder der Türkei, wo sie gezwungen sind unter miserabelsten Bedingungen auf das baldige Ende des Konflikts zu hoffen. Während diese drei Staaten die Hauptlast der Flüchtlingswellen tragen, gelangten bisher lediglich ca. 250.000 registrierte Flüchtlinge in die Europäische Union.
Das iranische Regime, das neben Russland den wichtigsten Partner des syrischen Baath-Regimes darstellt, spielte von Beginn an eine wichtige Rolle in der Niederschlagung der anfänglich zivilen Proteste. Tatsächlich ist die syrische Tragödie mitsamt ihren Implikationen nicht ohne Berücksichtigung der Rolle des iranischen Regimes zu verstehen.
Als im Dezember 2012 Assads Armee zahlenmäßig unterlegen schien, entsandte das iranische Regime Tausende Mitglieder der schiitisch-libanesischen Terrorgruppe „Hezbollah“ nach Syrien, die neben anderen Milizen direkten Anweisungen aus Teheran unterliegen. In enger Zusammenarbeit zwischen Teheran und Damaskus wurde 2013 die „National Defence Forces“ (NDF) gegründet, deren Kommandozentralen von Hezbollah-Kommandeuren geleitet werden. Nicht alleine die Armeestrukturen machen den Einfluss des iranischen Regimes deutlich: Die NDF orientiert sich am iranischen Modell der Basij-Einheiten, die innerhalb des Iran an der Unterdrückung oppositioneller Bewegungen mittels Bombenanschlägen und auch Selbstmordattentaten beteiligt sind. Die schiitischen Milizen, die als fünfte Kolonne Teherans agieren, teilen den Kern der antisemitischen Staatsräson des iranischen Regimes, der sich mal im Leugnen der Shoa, mal in offenen Vernichtungswünschen gegenüber dem jüdischen Staat äußert.
Während Teile Syriens mittlerweile durch heruntergekommene Geisterstädte geprägt sind, konnten auf den Trümmern des Baath-Regimes syrischer Nation jihadistische Terrormilizen erstarken. So auch die Al-Qaida-Abspaltung „Islamischer Staat“ (IS), welche sich im Sommer letzten Jahres durch die Eroberung der irakischen Stadt Mosul in den Mittelpunkt der Medienberichterstattung katapultierte, wo doch zuvor ein immer größer werdendes Desinteresse am andauernden Blutvergießen in Irak und Syrien zu verzeichnen war. Obgleich sich das Assad-Regime unter Androhung einer militärischen Intervention noch im Oktober 2013 gezwungen sah, den Chemiewaffensperrvertrag zu unterzeichnen, war seit dem Erstarken des IS der Fokus längst nicht mehr auf die Verbrechen des baathistischen Regimes gerichtet gewesen. Mindestens 14 weitere Chemieangriffe konnten seit April 2014 verbrochen werden; zuletzt am 23. Oktober im Dorf Helfia, nahe der nordischen Provinz Hama, einem der Ausgangspunkte des syrischen Aufstandes.
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