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Der Trafikant

Nikolaus Leytner sorgte in den 1990ern für Kinohits, z.B. mit den Verfilmungen des rabenschwarzen Krimis „Schwarzfahrer”, damals mit Lukas Resetarits in der Hauptrolle, oder der Komödie „Drei Herren”, mit den Schauspielgranden Karl Markovics und Karl Merkatz.

Mit der vielbeachteten Neuverfilmung des Dürrenmatt-Klassikers Der Besuch der alten Dame mit Christiane Hörbiger, sowie mit dem Psycho-Drama Ein halbes Leben mit Josef Hader – inzwischen drehte er mit ihm auch zwei Filme in der österreichischen Variante des Genres ,Landkrimi‘ – setzte Leytner seine Erfolgsgeschichte fort.
Für sein Alzheimer-Drama Die Auslöschung mit Klaus Maria Brandauer und Die Kinder der Villa Emma erhielt der österreichische Regisseur und Autor zahlreiche internationale Preise.
Kein Wunder also, dass Nikolaus Leytner den Zuschlag erhielt, als es darum ging, den Bestseller Der Trafikant zu verfilmen. Eine Aufgabe, um die sich eine ganze Reihe renommierter Regisseure beworben hatten. Der Autor des Romans, Robert Seethaler, ist einer der stillen Stars der Literaturszene. Ein Bestsellerautor, der kaum die Öffentlichkeit sucht und nur ungern Interviews gibt. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil der gebürtige Wiener zunächst als Schauspieler von sich reden machte. Für die Verfilmung seines Romans hat er sich dazu überreden lassen, in einer kleinen Rolle auf der Kinoleinwand in Erscheinung zu treten.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein junger Mann. Franz kommt mit 17 Jahren vom Attersee im Salzkammergut nach Wien. Seine lebenskluge Mutter hat ihm dort eine Lehrstelle in einer Trafik verschafft. Dies ist ein kleiner Laden, in dem Rauchwaren und Zeitungen verkauft werden, und die wichtigste Aufgabe des Trafikanten ist das Zeitunglesen. Dieses bekommt Franz von seinem Lehrherrn beigebracht. Trsnjeks Alter lässt sich nur schätzen: Er war als Soldat im Ersten Weltkrieg und hat dort er ein Bein verloren. 1919 übernahm er eine Trafik, nun aber schreiben wir das Jahr 1937. Der Lehrling Franz lebt sich recht schnell ein. Er hat eine Kammer in der Trafik, dort schläft er, die restliche Zeit verbringt er im Laden.
Ein Kunde fällt ihm sofort auf: Prof. Dr. Freud – Trsnjek nennt ihn „Deppendoktor“ –, einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Franz, der Wissbegierige, versucht, die Gelegenheit zu ergreifen, vom prominenten Zigarrenkäufer alles über die Liebe zu erfahren. Stattdessen wird er aber mit dem Ernst des Lebens konfrontiert – mit den ersten Anzeichen und Auswirkungen des Hitlerfaschismus.
Die sich rasant entwickelnde Begeisterung für den kleinen Mann aus Braunau, die zunehmende Gleichschaltung der Presse, das „gedruckte Geschrei“ in den Zeitungen, wird Teil des Lebens des jungen Franz.
Sigmund Freud, der Trafikant Otto Trsnjek und sein Lehrling, Franz Huchel – jeder von ihnen wird auf seine Weise zum Opfer des nationalistischen Wahns in Österreich.
In den Hauptrollen der Verfilmung von ­Nilolaus Leytner sind Johannes Krisch als Trafikant, Simon Morzé als dessen jugendlicher Lebens-Lehrling, und Bruno Ganz in der Rolle des Sigmund Freud zu sehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich der österreichische Regisseur Nikolaus Leytner in seiner filmischen Arbeit einem jüdischen Thema widmet. Nach wahren Begebenheiten erzählte er vor rund zwei Jahren im bewegenden Drama Die Kinder der Villa Emma von einer gefährlichen Flucht, die sich während des Zweiten Weltkriegs zugetragen hat. 1942/1943 war das italienische Dorf Nonantola tatsächlich Zufluchtsort von 73 jüdischen Kindern, die sich auf ihrem Weg ins ,Gelobte Land‘ Palästina dem gnadenlosen Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen versuchten. Leytner schilderte die gefährliche Reise als spannende Bewährungsprobe, dargestellt von einer talentierten jungen Besetzung.  
Nikolaus Leytners neuer Film Der Trafikant soll Anfang Oktober ins Kino kommen.
                                    

 

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