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Exilkunst

Thomas B. Schumann und seine Kunstsammlung Memoria

Die Städtische Wessenberg-Galerie in Konstanz zeigte Werke aus der umfangreichen Exilkunstsammlung ­Memoria von Thomas B. Schumann, der sich seit vielen Jahren als Autor, Sammler von Büchern und Kunstwerken, sowie als Verleger der Edition Memoria der Exil-Thematik widmet. 

Die Ausstellung Verfolgt & vertrieben. Deutsche Künstler im Exil 1933-1945 zeigte sehr gut die vielschichtigen Positionen der KünstlerInnen auf, die vor den Nationalsozialisten fliehen mussten. Unter den 500.000 Menschen, die Deutschland verließen, befanden sich rund 8.000 Kunst- und Kulturschaffende. 

Neben bekannten Namen wie Charlotte Berend-Corinth, Ludwig Meidner, Lotte Laserstein oder Josef Scharl, wurden auch zahlreiche KünstlerInnen der so genannten „verschollenen“ Generation vorgestellt. Zu sehen waren auch Werke von Eugen Spiro oder Milein ­Cosman, über die die Illustrierte Neue Welt bereits berichtete. 

Schumann führte persönlich durch diese beeindruckende Schau und brachte somit die ausgestellten Werke und die KünstlerInnen einem interessierten Publikum nahe. So sprach er über Julius Graumann, Rudolf Levy oder Curt Singer, erzählte über die Beweggründe seiner Sammlertätigkeit und stellte sich anschließend den Fragen des Publikums. 

Nach der Publikation Vor dem Krieg, auf der Flucht, nach dem Frieden erschien in der Edition Memoria zeitgleich zur Ausstellung der Katalog Deutsche Künstler im Exil 1933–1945 mit sehr lesenswerten Beiträgen von ­Mario Adorf, Herta Müller, Olaf Peters und Georg Stefan Troller. Eingeleitet wird der Band von Thomas B. Schumann, der darüber schreibt, wie die Sammlung Memoria entstand und wozu sie dienen könnte. Längst überfällig wäre nämlich ein Exil-Museum mit den Werken aus dieser Sammlung. Seit Jahren sucht Schumann in Deutschland ein denkmalgeschütztes Gebäude in kommunaler oder privater Hand, in dem diese sehr wichtige Kunstkollektion permanent gezeigt werden könnte. Es kann nur verwundern, dass es dieses Exil-Museum bis heute noch nicht gibt und es irritiert, dass es offenbar kein Interesse in Deutschland daran gibt, solch ein Museum, das sehr wichtig für die Kunst-, Kultur- und Zeitgeschichte wäre, zu eröffnen. Im Gegensatz zur Exil-Literatur ist die Exil-Kunst nämlich wenig erforscht. Somit stellt diese neue Publikation ein wichtiges Puzzlestück dar und ein Museum, in dem geforscht werden könnte, ist unbedingt notwendig.

Wer die Ausstellung versäumt hat und sich die Bilder ansehen möchte, hat ab 14. August Gelegenheit im Stadtmuseum Langenfeld.

Deutsche Künstler im Exil 1933–1945. Werke aus der Sammlung Memoria Thomas B. Schumann. Mit Beiträgen von Mario Adorf, Herta Müller, Olaf Peters und Georg Stefan Troller, Herausgegeben und eingeleitet von Thomas B. Schumann, Edition Memoria, Hürth bei Köln 2016, 176 Seiten, 39,80 Euro.

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