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Im Dunstkreis der Muslimbruderschaft

Die 1928 in Ägypten gegründete Muslimbruderschaft (MB) gilt als älteste und einflussreichste sunnitisch-islamistische Bewegung.

Zahlreiche islamistische Organisationen, wie zum Beispiel die Terrororganisation Hamas sind aus der MB hervorgegangen und 2013 wurde die MB in Ägypten verboten und als Terrororganisation eingestuft.Wie konnte Tariq ­Ramadan (TR), ein Vertreter der reaktionären Ideologie der MB zum internationalen Medienstar werden? TR behauptet immer wieder, er werde kritisiert, weil er der Enkel von Hassan al Banna, des Gründers der Muslimbruderschaft ist, doch das stimmt nicht. Es geht um sein explizites Bekenntnis zu der Ideologie seines Großvaters. Noch während der 90er Jahre wurde der islamistische Prediger Tariq Ramadan von Schweizer Medien als „Modernist“ und „Reformer“ bewundert. Doch die Begeisterung ließ bald nach.

Er verlegte seine Aktivitäten nach Frankreich, wo er einen Leserbrief an Le Monde als „Professor der Islamwissenschaften und der Philosophie an der Universität von Fribourg“ unterzeichnete, obwohl er weder Professor noch Lehrbeauftragter war, sondern lediglich einmal wöchentlich ehrenamtlich einen Vortrag über den Islam hielt. Nichtdestotrotz konnte er sich im Ausland mit Hilfe seiner Visitenkarte als Akademiker darstellen. Katar finanziert für TR sogar einen Lehrstuhl in Oxford, was nicht bedeutet, dass er von seriösen Islamwissenschaftlern als solcher anerkannt wird. Im April 1998 publizierte TR in der links-islamistischen Le Monde Diplomatique den Kampfbegriff Islamophobie. Die Gleichsetzung Islamophobie mit Rassismus ermöglicht islamistischen Gruppierungen die Abschottung gegen jede Kritik. Der Kampfbegriff Islamophobie soll auch von einem weit verbreiteten Antisemitismus unter Muslimen in Europa ablenken. Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) Berlin veröffentlichte 2013 eine Studie von Ruud Koopmans Fundamentalismus und Fremdenfeindlichkeit – Muslime und Christen im europäischen Vergleich und kam zu folgendem Ergebnis: Religiöser Fundamentalismus unter Muslimen ist in Westeuropa kein Randphänomen. Dies ist das Fazit seiner Auswertung einer repräsentativen Befragung von Einwanderern und Einheimischen in sechs europäischen Ländern, in den Niederlanden, Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweden und Österreich. Die starke Tendenz zu religiösem Fundamentalismus unter Europas Muslimen ist für Koopmans alarmierend. „Fundamentalismus ist keine unschuldige Form strenger Religiosität“. 45 Prozent der befragten Muslime denken, dass man Juden nicht trauen kann (in Österreich denken 64,1 Prozent der Muslime so). Die Propagierung des Begriffes Islamophobie soll von diesem Teil der Realität ablenken und eine perverse Gleichsetzung Islamophobie = Antisemitismus erzeugen. Wer TR verstehen will, muss seine Doppelzüngigkeit entziffern – eine Strategie der Vorsicht, die auf Verheimlichung des Prinzips der Takqiyya gründet, das Verstecken seines wahren Glaubens, motiviert von der Angst, deswegen Schaden zu erleiden.

Das Lyon Mag publizierte im Januar 2002 ein Interview mit Antoine Sfeir, Professor an der Sorbonne und Herausgeber einer Zeitschrift über den Nahen Osten. Sfeir nannte TR einen „fundamentalistischen Charmeur und Spezialisten der Doppelzüngigkeit“. Ramadan klagte und verlor rechtskräftig den Prozess. 2003 beschuldigte Ramadan B.H. Lévy, A. Glucksmann, B. Kouchner, A.Finkielkraut, A. Adler und P.-A. Taguieff, sich auf den Weg des Kommunitarismus (Bevorzugung der eigenen Gruppe) begeben zu haben. Er griff diese Intellektuellen als Juden an, „die die universellen Ideen der Gleichheit und Gerechtigkeit relativieren“ und warf ihnen kommunitaristische Logik vor, „mit der sie als Juden oder Nationalisten, als Verteidiger von Israel“ agieren.

In seiner „antizionistischen“ Besessenheit zählte Ramadan auch den Nichtjuden Taguieff dazu. Islamspezialisten bemerkten, wie TR selbst sehr geschickt ein islamistisches Modell befürwortet und sein eigenes Verhalten auf diejenigen projiziert, die sich für muslimische Bosniaken, Kosovaren und Tschetschenen sowie für Kurden und Tutsis engagierten.

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