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Kinder der Villa Emma

Wie heißt du?“ „Ich heiße León“ „Dann heißt du genauso wie ich, denn ich heiße Ari. Ari heißt Löwe – genauso wie León. Der Unterschied ist nur, dass dein Name aus dem Griechischen kommt und meiner aus dem Hebräischen.“

Zu diesem berührenden Dialog zwischen León Orlandianyi, dem 13-jährigen Darsteller eines jüdischen Flüchtlingskindes, und dem 91-jährigen Historiker und Publizisten Ari Rath, der selbst 1938 vor den Nazis aus Österreich fliehen musste, kam es im Vorjahr am Rande eines Drehtags für den Film Wir sind am Leben von Nikolaus Leytner. Nach dem Drehbuch von Agnes Pluch erzählt Leytner die wahre Geschichte jüdischer Kinder aus Österreich und Deutschland, die von einer Hilfsorganisation vor den Nazis in Sicherheit gebracht werden sollen. Im Mittelpunkt des historischen Dramas steht die 14jährige Betty (Sophie ­Stockinger), für die – ebenso wie für die anderen Kinder – die Flucht vor den Nazis die Trennung von ihren Familien bedeutet und letztlich auch den Bruch mit der Heimat. Bezahlte Schlepper führen sie auf verschlungenen Wegen an den Nazi-Häschern vorbei. In der Villa Emma in Oberitalien kommen sie kurz zur Ruhe, bevor die Flucht weitergeht nach Palästina. In aller Not, bei aller Bedrängnis sind sie immer noch junge Menschen, die um das Erwachsenwerden ringen, die sich befreunden und verlieben, trauern und lachen – und füreinander Opfer bringen. Verantwortlich für den Transport sind Georg (August Zirner), Josko (Ludwig Trepte) und Helga (Nina Proll), deren Mann in Palästina auf sie wartet. Nach einer abenteuerlichen Flucht über die Grenze südlich von Graz gelangen sie nach Zagreb. Kurz darauf marschiert die deutsche Wehrmacht in Kroatien ein. Der ursprüngliche Fluchtplan gilt nicht mehr und die Gruppe ist auf sich selbst gestellt. In der italienischen Poebene finden sie in der leer stehenden „Villa Emma“ Unterschlupf, doch auch diese Region wird von der deutschen Wehrmacht besetzt, woraufhin die Dorfbewohner die Kinder vor den Nazis verstecken. Ob sie Palästina je erreichen werden, ist unklar. Die Unklarheit über das Schicksal des jungen Menschen, den er spielt, belastet León Orlandianyi. „Ich möchte so gerne wissen ob er noch lebt was aus ihm geworden ist“, klagt er Ari Rath, der dem jungen Schauspieler als Zeitzeuge Rede und Antwort steht. „Du spielst mich“, beruhigt ihn dieser, und was aus mir geworden ist, das kannst du in meiner Autobiographie Ari heißt Löwe nachlesen. Ich werde dir das Buch schenken, wenn wir beide wieder in Wien sind.“ 

Zur Wiederbegegnung des Zeitzeugen Ari Rath mit dem jugendlichen Darsteller kam es bei der Präsentation des fertigen, im Jüdischen Museum in Wien, zu der auch ORF-Fernsehdirektorin Mag. Kathrin Zechner und die Hauptdarstellerinnen und -darsteller Sophie Stockinger, Laurence Rupp und August Zirner, sowie auch Regisseur Nikolaus Leytner und seine Drehbuchautorin Agnes Pluch gekommen waren. Danielle Spera, Direktorin des Jüdischen Museums Wien bezeichnete den Film als „eine Geschichte der Menschlichkeit, Solidarität und Hilfsbereitschaft, des Nicht-Zögerns, wenn man aufgefordert wird, spontan zu helfen“.

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