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Kunst überschwemmt Lagunenstadt

Venedig steht alle zwei Jahre im Fokus der Kunstinteressierten. Die Biennale öffnet ihre Pforten und lockt scharenweise Menschen in die Lagunenstadt. Die Schau endet heuer am 24. November. Von diesem Magneten profitieren auch Ausstellungen, die im Umfeld gezeigt werden.

In den Palazzo Ducale war Eduard Manet eingezogen. Die Ausstellung setzte sich mit den italienischen Inspirationsquellen des Kunstrevolutionärs des 19. Jahrhunderts auseinander. Viele Zeichnungen belegten Manets Interesse an der italienischen Malerei des 16. Jahrhunderts. Erstmals wurde Manets skandalumwitterte Olympia Tizians Liebesgöttin Venus von Urbino zur Seite gestellt. Auch das Skandalbild Frühstück im Grünen war zu sehen. Carpaccios Zwei Venezianerinnen am Balkon, Antonello da Messinas Engelspietà und Lorenzo Lottos Junger Edelmann in seinem Studio zeigten, wie sich Manet Bildthemen über eine intensive Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte näherte.

Bis 6. Jänner 2014 wurde in der Galleria Internazionale d’Arte Moderna die Ausstellung mit Werken aus der Sammlung von Ileana Sonnabend verlängert. Vor zwei Jahren war die Sonnabend Collection im Peggy Guggenheim Museum zu sehen, das heuer auf frühe Collagen von Robert Motherwell setzte. Das Museo Ebraico di Venezia zeigte mit der Ausstellung Outsider in a Box Arbeiten von Dwora Fried. In verglasten IKEA-Holzschachteln stellt die gebürtige Wienerin, die heute in Los Angeles lebt, dreidimensionale Assoziationsräume dar. Sie wirken wie kleine Theaterbühnen, in denen häufig Autobiografisches thematisiert wird. Sie kombiniert – oftmals durchaus humorvoll – Fotografien mit Objekten aus dem Alltag, wie Haarwickler in einem Selbstporträt oder Kinderspielzeug in Venice, wo im Hintergrund eine Familie auf einer Luftmatratze den Canal auf dem Zebrastreifen überquert.  Die Fondazione Prada rekonstruiert die von Harald Szeemann im Jahr 1969 in der Berner Kunsthalle kuratierte, legendäre Ausstellung When Attitudes Become Form, mit Werken von u. a. Joseph Beuys, Eva Hesse und Lawrence Weiner. Fehlt ein Original, markiert eine gestrichelte Linie die Leerstelle, was vielleicht das Interessanteste an dieser Ausstellung ist. 

Auf der Insel San Georgio Maggiore sind bis 29. September Werke des britischen Künstlers Marc Quinn zu sehen.  Eine 11 Meter große aufblasbare Skulptur der schwangeren Künstlerin Alison Lapper, die ohne Arme und mit Beinstümpfen auf die Welt kam, stiehlt San Marco mit dem Dogenpalast und Santa Maria della Salute die Show. Sie war auch Mittelpunkt der Eröffnung der Paralympics 2012 in London. Überdimensional große auf Hochglanz polierte Bronzemuscheln führen zur Fondazione Giorgio Cini. Dort hängen fotografisch wirkende, aber gemalte rohe Fleischberge, klassische Marmorskulpturen zeigen Missbildungen des menschlichen Körpers, seinen Kopf hat der Künstler mit eigenem Blut abgegossen und aus Stein gehauene Fötusse mutieren zu Aliens. Technisch gesehen arbeitet Quinn als Maler als auch als Bildhauer auf allerhöchstem Niveau, inhaltlich wandert er in Richtung Abjektion. 

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