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Operettenfestspiele in Bad Ischl

Die Habsburger und das Salzkammergut gehören zusammen. Kaiser Franz ­Joseph verbrachte 82 Sommer hier. Und wenn er nicht gestorben ist... dann sind die Rehe und Hirsche in den Wäldern rund um Bad Ischl bis heute nicht sicher.

50.000 Tiere soll der schießfreudige allerhöchste Jagdherr in dieser Gegend zur Strecke gebracht haben. Franz Joseph verweilte fast jeden Sommer seines langen Lebens in diesem Kurort, in dem er sich auch mit seiner Sissi verlobte und die meisten seiner Geburtstage feierte. Nach wie vor wird jedes Jahr um den 18. August in Bad Ischl des Kaisers Geburtstag zelebriert, an den sogenannten Kaisertagen. Sissis und Franz Josephs fahren in der Kutsche durch die Stadt und die Kur-Orchester spielen auf. Aber nicht nur deshalb gehört das Salzkammergut zu den international beliebtesten Feriengegenden Österreichs. Die Hauptattraktion sind die zahlreichen Seen, die – ein Wunder der Natur? – immer mehr werden und auch die Landschaft um sie herum wird immer größer. 

Wie viele Seen es im Salzkammergut genau gibt hängt ganz davon ab, wen man fragt. Das Salzkammergut ist nun einmal von einer solch magischen Aura umgeben, dass auch die entlegenste Peripherie gerne dazugehören würde. So kommt es, dass das Salzkammergut im Lauf der Zeit immer größer geworden ist. Und mit ihm die Zahl seiner Seen. 

Wer das alles nicht mehr überblicken kann, der merke sich nur eins: Heute wie damals ist es eine aus Bergen und Seen gemachte Landschaft. Kein Blick von einem der zahlreichen Berggipfel, ohne dass einem nicht mindestens ein See zu Füßen läge. 

Die 1961 gegründeten Operettenfestspiele Bad Ischl sind aber einem anderen ­„Kaiser Franz“ gewidmet als dem Franz ­Joseph: Und zwar Franz Lehár, Ehrenbürger von Bad Ischl, der hier seine großen Welterfolge schrieb. Dass Lehár – neben Richard Strauss und Richard Wagner – zu Hitlers Lieblingskomponisten gehörte, passt zur wechselvollen Geschichte des Salzkammerguts.  

Bis zur Machtergreifung der Nazis war das Salzkammergut auch bei vielen jüdischen Künstlern und Intellektuellen beliebt, da es ihnen dort ab den 1860er Jahren möglich war, Haus- und Grundbesitz zu erwerben. 1867 erlangten jüdische BürgerInnen die rechtliche Gleichstellung und insbesondere Bad Ischl als Kaiserstadt wurde zu einem Anziehungspunkt. Auch am steirischen ­Altausseer See tummelten sich gegen Ende des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts gerne Literaten und Komponisten. Es lag nahe, den Schwarzen See mit einem riesigen Tintenfass zu vergleichen, in das im Kreise herumsitzende Künstler ihre Federkiele tauchten: Von Hermann Bahr, Robert Musil, Rainer Maria Rilke, Oskar Kokoschka oder Gustav Mahler bis zu dem bei Hofe ob seiner libertären Novellen verpönte Arthur Schnitzler oder bis zu dem deutschen Romancier und Redakteur des Simplicissimus, Jakob Wassermann, und dem Librettisten von Richard Strauss, Hugo von Hofmannsthal. 

Der Librettist Franz Lehars, Fritz ­Löhner-Beda, der etwa den Text für Land des Lächelns verfasst hatte, erwarb 1932 in Bad Ischl die Villa Schratt, in der einst ­Kaiser Franz Josephs Geliebte, die Schauspielerin Katharina Schratt, residierte. Sechs Jahre später, nach dem Anschluss 1938, wurde unter anderem auch diese Liegenschaft „arisiert“ – eine Hilfestellung seitens des von Hitler geschätzten Operettenkomponisten Lehár wurde seinem Librettisten nicht zuteil… 

Operetten-Komponisten waren zu ihrer Zeit Unterhaltungs-Stars. Nur vergleichbar mit späteren Pop-Ikonen wie den Beatles oder Elvis Presley. Heute sind die glamourösen Bilder von Lehár, Offenbach, Strauss und Co. verblasst...

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