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Völkerwanderung – Wie lange noch?

Schon lange bevor die schwarzgekleideten Banden über den Nahen Osten herfielen, um ihr Neues Kalifat auf Bergen von Leichen zu begründen und nunmehr begonnen haben, auch Palmyra systematisch zu zerstören, hatte der stürmische Exodus aus Afrika begonnen. Afrika ist ein großer reicher Kontinent, aber Hunderttausende zieht es nach Europa. Vollkommen mittellos, meist ohne Ausbildung und Sprachkenntnissen, fliehen sie über das Mittelmeer, wie in einem Rausch. Die unsicheren Boote, die Tausende, die diese Boote nicht in das erträumte Schlaraffenland, sondern in die Abgründe des Mittelmeers mitgenommen haben, scheinen sie nicht abzuschrecken und aufzuhalten. Man hat den Eindruck, dass sie direkt, ja absichtlich veranlasst werden, um jeden Preis Europa zu erreichen – und natürlich zu destabilisieren.

Thomas Kilpper: „A Lighthouse for Lampedusa!” in der Ausstellung „Dispossession” im Palazzo Donà Brusa, Biennale di Venezia 2015 (Detail) © Petra PaulEuropa zeigt sich von der humanen Seite. Kein Wunder, dass nach zwei so blutigen, überflüssigen Weltkriegen mit fast 100 Millionen Toten, man sich in Europa nicht mehr traut, rational mit dieser Völkerwanderung umzugehen. Bald wird unser Kontinent mit über einer Million Menschen umgehen müssen, die als „verfolgte Opfer“ hier ankommen und schließlich unsere Länder zu den wahren Opfern machen. Das muss klar und deutlich ausgesprochen werden, da muss endlich nachgefragt werden, was steckt dahinter und wieso konnte es so weit kommen? Unerwartet natürlich… Und vor allem: wie lange noch??? Viele Länder haben ja im Lauf der Jahre sogenannte Flüchtlinge aufgenommen, besonders Länder mit afrikanischer Vergangenheit wie die Kolonialmächte England und Frankreich. Auf diese Überschwemmung aber war man politisch und psychisch nicht vorbereitet. Wieso auch? Die EU ist mit der Vereinheitlichung von Bagatellgesetzen seit Jahrzehnten vollbeschäftigt, und gibt es größere Probleme zu lösen, wie letztens in Bezug auf Griechenland, lässt man sich doch gerne von der Lage am Mittelmeer ablenken! Dorthin werden immer mehr Patrouillenschiffe ausgesendet, um die Flüchtlinge heil an Land zu bringen oder die Ertrunkenen aufzufinden.

An die täglichen Nachrichten darüber hat man sich so gewöhnt! Sie gehören schon zum Alltag. Keiner stellt die Frage: Wie lange noch? Und was wird aus Europa? Ein multikultureller Kontinent, der aufhört, Europa zu sein? Der sich ratlos aufgibt, der 5000 Jahre gewachsener Kultur und Zivilisation so wenig schätzt, um sie freiwillig wegzuwerfen?

Afrika ist ein riesengroßer reicher Kontinent, mit vielen Möglichkeiten und Ressourcen – dagegen ist unser Kontinent ein Zwerg. Haben die „Zwerge“, die diesen Kontinent regieren, die Untertanen gefragt, ob sie einverstanden sind, Europa aufzugeben und die Bevölkerungsverschiebungen zu akzeptieren, die Europa à la longue verändern werden, nicht mit dem Sieg und der Durchsetzung unserer Zivilisation, sondern mit deren Vernichtung?

Viel zu viele große Fehler sind bereits begangen worden, aber es muss dennoch möglich sein, eine Lösung zu finden – für das Leben der Benachteiligten in Afrika und Asien und für den Weiterbestand von Europa, als das Europa unserer Jahrtausende. Was denken sich eigentlich die Verantwortlichen unseres Kontinents? Wieviel Flüchtlinge mehr kann Europa noch aufnehmen, um finanziell und geistig zu überleben? Wird darüber in der EU überhaupt nachgedacht, oder besteht die Union nur mehr aus lauter Einzelspielern, die einzig und allein auf ihr Land schauen – und das nur von einem Tag auf den anderen! Sicher ist es einfacher, wochenlang um die Form der Paradeiser zu streiten, als ein Konzept auszuarbeiten, um in den Herkunftsländern der Flüchtlinge Bedingungen zu schaffen, die sie davon abbringen, sich ins ferne Ungewisse zu begeben. Der Flüchtlingsstrom wird nicht zu stoppen sein mit Streitigkeiten in Europa um die Art der Aufteilung der täglich ankommenden Massen, sondern durch Mechanismen zum baldigsten Stopp dieser Völkerwanderung.

Als Papst Franziskus im Juli 2013 nach Lampedusa fuhr, weil sich dort ein Flüchtlingslager etabliert hatte, das rascher als man denken konnte vielfach überfüllt war und weil das erste große Boot aus Afrika mit etwa 300 Flüchtlingen untergegangen war, schien die Lage damals zu einem nicht zu überbietenden Höhepunkt gelangt zu sein. Inzwischen gibt es in Italien von Lampedusa bis Mailand Menschenmassen und alleinstehende Kinder ohne Zahl, die man noch kaum aufnehmen und betreuen kann, und die Bundesrepublik Deutschland erwartet für heuer 800.000 Flüchtlinge. Das wird ohne Wimpernzucken wie eine natürliche Sache mitgeteilt und hingenommen. Länder der Union, die sich zu wehren trauen, werden zur Ordnung, das heißt zum Öffnen der Tore vernadert. Denn zum Exodus aus Afrika, wo keine plötzlich akut gewordenen Gründe dazu ersichtlich sind, hat sich durch das Aufkommen der IS in den Ländern am Euphrat und Tigris, von den Grenzen Afghanistans bis zu den Ausläufern der Türkei, ein echter Ausnahmezustand ergeben, von dem Millionen Menschen betroffen sind. War zunächst das Mittelmeer an den Küsten Afrikas der Ausgangspunkt nach Europa, geht es heute um Flüchtlinge, die massenhaft Syrien und den Irak verlassen, und somit hauptsächlich die Inseln und die Küsten Griechenlands und des ehemaligen Jugoslawiens überschwemmen. Es hat in Europa im Laufe der Jahrtausende schon viele Kriege gegeben, aber mir ist nicht bekannt, dass die Bevölkerungen der betroffenen Staaten ganz einfach millionenfach davongelaufen sind und praktisch fremde Staaten überfluteten und sich dort nicht nur niederließen, sondern Aufnahme und Lebensmöglichkeiten forderten. Europa steht einstweilen noch völlig hilflos dieser neuen Art von Völkerwanderungen gegenüber, die, wenn nicht rasch und gründlich eingegriffen wird, unseren Kontinent total verändern und seine Identität vernichten werden. Noch – aber nicht mehr lange – wäre es Zeit, endlich dagegen einzugreifen, und nicht aus lauter Anständigkeit und Menschenliebe tatenlos zuzusehen, wie alles im Lauf der Zeit zugrunde gehen wird. 

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