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Zum 80. Geburtstag

Lebenslang im Exil

Norman Manea

Die Rückkehr des Hooligan nannte Norman Manea 2004 sein Selbstporträt, in dem er Zeugnis ablegt über zwei Schreckensherrschaften. 

1936 in Burdujeni/Rumänien geboren, wurde er mit fünf Jahren nach Transnistrien deportiert. Seine ersten Prosastücke schrieb er über „Eindrücke von der Kindheit im Lager“. Seine frühen Erzählungen Oktober, acht Uhr, thematisieren das Leben unter zwei Diktaturen. Schließlich zwang ihn der Alltag unter dem kommunistischen Regime 1986 zur Emigration, zunächst nach West-Berlin, ein Jahr später nach New York, wo er am Bard College Europäische Kulturstudien lehrt. 

1997 fuhr Manea, der 1991 mit seiner Kritik an dem vielerorts geehrten Nationalautor Mircea Eliade eine Schmähungswelle gegen sich ausgelöst hatte, noch einmal in die alte Heimat, wo niemand von der antisemitischen Verstrickung Eliades in den NS-Jahren hatte hören wollen. Bald kehrte er nach Amerika zurück, das genauso wenig wirklich Heimat war. Nicht von ungefähr trägt seine Essaysammlung von 2015 – ebenfalls bei Hanser erschienen – den Titel Wir sind alle im Exil. 

Am 19. Juli beging Norman Manea seinen 80. Geburtstag.

 

Henryk Grynberg

Es gäbe keinen Zufall, sondern nur Schicksal, ist die Überzeugung des Schriftstellers Henryk Grynberg. Obwohl er bereits 1967 sein Heimatland – vor dem großen Exodus der Juden aus Polen – Richtung USA verließ, gehört er bis heute zu den wichtigsten Stimmen der polnisch-jüdischen Literatur. Er blieb seiner Muttersprache wie dem Schicksal seiner jüdischen Leidensgefährten verbunden. 

Das Schreiben des am 4. Juli 1936 in Warschau Geborenen, der mit „arischen Papieren“ überlebte, dreht sich um die Vernichtung des polnischen Judentums, den Antisemitismus und die Spätfolgen der Shoah im Nachkriegspolen. Selbst in der neuen amerikanischen Welt, in der er seit bald fünfzig Jahren lebt, sind die Auswirkungen spürbar, wie seine Erzählung Kalifornischer Kaddisch (1987 in Krakau und 1993 in Frankfurt erschienen) widerspiegelt. 

Seine Trilogie Der jüdische Krieg (1965), Der Sieg (1968 bereits im kalifornischen „Exil“ entstanden) und Vaterland (2016 in Deutsch bei Hentrich & Hentrich) umfasst eine Zeitspanne von 1942 bis 1967, die direkt in das von antisemitischen Kampagnen vergiftete Klima des kommunistischen Regimes in Polen mündete.

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