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Nachruf Rudolfine Steindling

Liebe Fini

Es ist für mich schmerzlich und fast unglaublich, dass wir nie wieder Meinungen austauschen, beziehungsweise unsere Einsschätzungen zu gewissen Themen bestätigen können. Viele Gemeinsamkeiten verbanden uns - nicht nur unser gemeinsames "Laster", das Rauchen - auch die Liebe zu Israel war stets ein starkes Bindeglied. Vor allem schätzte ich Deine Souveränität, gelassen und interessiert hörtest du zu, bis Du treffsicher Deine Meinung ausdrücktest. Aber auch Dein Sinn für feinen Humor war eine Deiner liebenswerten Eigenschaften und gerne denke ich an unsere gemeinsamen Stunden und Reisen zurück. Die Vielzahl Deiner Freunde aus ganz unterschiedlichsten Kreisen beweisen Deine Gabe, den Menschen, die Du schätztest, einfühlsam zu begegnen.

Dein Leben verlief nicht ganz so einfach, wie man es aus Presseberichten annehmen könnte. Nach den Kriegswirren, die Du am Land verbrachtest, kamst Du in die Stadt, wo Du Deinen Mann Dolly kennen und lieben lerntest. Seine Geschichte ist so abenteuerlich, dass man einige Filme darüber drehen könnte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich floh er nach Frankreich, wo er aktives Mitglied des kommunistischen Widerstandes wurde und in einer Waffenfabrik arbeitete. Als die Deutschen davon Kenntnis bekamen, suchten sie nach vier Männern und einer Frau. Dank seines Spitznamens für Adolf - Dolly - wurde er nie gefunden, da man eine Frau suchte und so überlebte er den Krieg auf abenteuerliche Weise, der Tod seiner Kameraden prägte sein Leben.

 Deine Familie stand stets im Mittelpunkt Deines Lebens und die Liebe für Deine Tochter Susi war von viel Toleranz und Verständnis geprägt. Auch Deinem Neffen und seiner Familie standest Du stets hilfreich und herzlich zur Seite. Du warst es, welche die auf der ganzen Welt verstreute Familie zusammenhielt, sei es in Israel, USA oder Südamerika. Nach dem Tod von Deinem Mann konntest Du auch als Geschäftsfrau beachtliche Erfolge aufweisen. Durch Deine guten Beziehungen zur DDR gelang es Dir viele Aufträge für Österreich zu akquirieren  und aus diesem Grunde erhieltst Du auch mehrere Auszeichnungen, unter anderem  auch  von der Wirtschaftskammer. Der Fall des Kommunismus brachte Turbulenzen in Dein Leben, mit denen Du würdevoll und bewundernswert gelassen umgingst. In den letzten 25 Jahren fandest Du in Israel Deine zweite Heimat und warst auch persönlich mit vielen führenden Politikern Israels eng befreundet.

Dein Beitrag zur Verbesserung der Beziehung zwischen Österreich und Israel auf politischer, humanitärer und wissenschaftlicher Ebene war enorm hoch. Es waren nicht nur die finanziellen Unterstützungen, Dir ging es auch darum, Israelis und Österreicher näher zu bringen und somit die Freundschaft beider Länder auf persönlicher Ebene zu vertiefen. Viele dieser Aktionen fanden fern der Öffentlichkeit statt, dienten aber dazu, die manchmal unterschiedlichen Auffassungen auf persönlicher Ebene anzunähern.

Als Präsidentin des Keren Hajessods sowie als Vorstandsmitglied zahlreicher Freundschaftsgesellschaften wie Yad Vashem, Tel Haschomer, Weizmanninstitut uva. wurde Dein Urteilsvermögen und Dein unermüdlicher Einsatz sehr geschätzt. Mein Mitgefühl gilt Deiner Familie und vor allem Deiner von Dir so geliebten Tochter Susi. Alle, die die Ehre hatten Dich näher zu kennen, werden Dich nie vergessen! Ruhe in Frieden.

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